Razzia bei Ex-Leiter des Ako-Pro-Vereins

BONN · Langjähriger Vorsitzender steht im Verdacht, Gelder erschwindelt und veruntreut zu haben.

Die Staatsanwaltschaft Bonn hat am Montag das Ako-Pro-Seminar und die Wohnung des Ex-Leiters des Ako-Pro durchsucht. Der Verein, der dem Aloisiuskolleg (Ako) nahesteht, soll laut Bericht des städtischen Rechnungsprüfungsamtes (RPA) Fördergelder im sechsstelligen Bereich zu Unrecht kassiert haben. Allein für die angeblich betriebene Offene Tür im Ako-Schulgebäude floss zuletzt ein Betriebskostenzuschuss von 33.500 Euro im Jahr.

Die Prüfer kamen aber aufgrund von Zeugenaussagen zu dem Ergebnis, dass dieses Freizeitangebot so gar nicht existierte. Weil die Vorwürfe sich auf den Ex-Leiter konzentrieren, durchsuchten Ermittler auch dessen Wohnung und beschlagnahmten Unterlagen und Computer. Sie sollen nach GA-Informationen auch Belege dafür suchen, dass der langjährige Geschäftsführer und Vorsitzende des Ako-Pro-Vereins bis zu 60.000 Euro Spendengelder veruntreut haben soll.

Geld, das Familien der im Ako-Pro betreuten Kinder und Jugendlichen 2009 für soziale Zwecke spendeten. Den Stein ins Rollen brachte das RPA im November 2010. Dessen damaligem Bericht zufolge ergab sich aus einer Stichprobenauswahl der Verdacht, dass der Verein das Jugend- und Schulamt systematisch täuschte, um unberechtigt Zuschussmittel zu erhalten. Das habe sich bei näherem Hinsehen in vollem Umfang bestätigt, so die Prüfer. Der Verein hat sich inzwischen neu aufgestellt.

Der Ex-Leiter durfte wegen Missbrauchsvorwürfen seit Juli 2010 nur noch in der Verwaltung arbeiten. Ende Dezember 2010 trennten sich Schule und Verein von ihm. Die Ermittlungen wegen des Missbrauchsvorwurf beschränken sich mittlerweile nur noch auf einen Fall. Der Beschuldigte bestätigte gestern auf GA-Nachfrage die Razzia in seiner Wohnung: "Selbstverständlich habe ich im Sinne der Sache mit den Beamten kooperiert."

Die Staatsanwaltschaft habe nach Ako-Pro-Unterlagen gesucht, weiterhin nach Gegenständen, die er angeblich aus Ako-Pro-Besitz unterschlagen haben soll. Der 53-Jährige wies alle Vorwürfe "auf das Schärfste zurück". Spendengelder seien "eins zu eins" in die jeweiligen Länder transferiert worden und dort für den Bau der entsprechenden Einrichtungen verwendet worden. Sämtliche Abrechnungen dazu lägen detailliert dem Jugendamt vor.

Zu den Vorwürfen der städtischen Rechnungsprüfer sagte der 53-Jährige: "Mir liegt der Bericht des RPA nicht vor."

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