Forscher der Universität Bonn Sensationsfund in der Maya-Stadt

BONN · In der früheren Maya-Stadt Uxul (Mexiko) haben Altamerikanisten der Universität Bonn in einer künstlichen Höhle ein Massengrab entdeckt. Spuren an den Knochen deuten darauf hin, dass die Menschen vor rund 1400 Jahren enthauptet und zerstückelt wurden.

 Blick in das Massengrab: Es sind mehrere Schädel, Unterkiefer und Rippen zu sehen.

Blick in das Massengrab: Es sind mehrere Schädel, Unterkiefer und Rippen zu sehen.

Foto: Universität Bonn

Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass es sich bei den Opfern entweder um Kriegsgefangene oder aber um Adlige aus Uxul selbst handelt.

Seit fünf Jahren graben Archäologen der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn mit Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) in der früheren Maya-Stadt Uxul in Campeche, um das Entstehen und den Zerfall von Regionalstaaten im Maya-Tiefland zu erforschen.

Jetzt gelang ihnen nach Juli 2012 wieder ein aufsehenerregender Fund: In einer rund 32 Quadratmeter großen künstlichen Höhle, die vormals als Wasserspeicher genutzt wurde, legten sie die Skelette von 24 Menschen frei.

"Abgesehen von der großen Anzahl der bestatteten Individuen fiel bereits während der Ausgrabung auf, dass sich die Skelette nicht mehr in ihrem ursprünglichen anatomischen Verbund befanden", sagt der Archäologe Nicolaus Seefeld, der für seine Doktorarbeit das ausgeklügelte Wasserversorgungssystem von Uxul untersucht und das Massengrab entdeckte.

Sämtliche Schädel lagen ohne eine Verbindung zum Rest der Körper im Höhleninnenraum verstreut, selbst der Großteil der Unterkiefer war von den Köpfen getrennt worden.

Nach den Schlussfolgerungen der Wissenschaftler deutet das räumliche Muster der Knochen darauf hin, dass die Leichen der 24 Menschen enthauptet und zerstückelt wurden. Bei einem Großteil konnten Anzeichen für einen gewaltsamen Tod nachgewiesen werden.

"So sind die beobachteten Beilspuren an den Nackenwirbeln ein deutlicher Hinweis auf Enthauptungen", berichtet Seefeld. An einem weiteren Schädel zeigt der Stirnbereich einen unverheilten Schädelbruch, der vermutlich durch einen Keulenschlag verursacht wurde. Außerdem sind an zahlreichen Schädeln Schnittspuren von scharfen Gegenständen zu erkennen, die von Steinbeilen stammen könnten.

Aufgrund einer Lehmbedeckung sind die Knochen so gut erhalten geblieben, dass bei 15 der insgesamt 24 Individuen Alter und Geschlecht bestimmt werden konnten. Es handelte sich um 13 Männer und zwei Frauen, die zum Zeitpunkt ihres Todes zwischen 18 und 42 Jahren alt waren.

Analysen von Zähnen und Knochen ergaben, dass einige der Verstorbenen zu Lebzeiten an Unterernährung litten und infolge von Karies einige Zähne verloren hatten.

Einige der Toten verfügten über Zahneinlagen aus Jade. Die Wissenschaftler werten das als Zeichen für einen hohen sozialen Status. Die Archäologen wissen jedoch noch nicht, ob es sich um Kriegsgefangene aus einer anderen Maya-Stadt handelte, die in Uxul geopfert wurden, oder aber um Adlige aus Uxul selbst.

Diese Frage werde sich erst mit Hilfe einer Isotopenanalyse beantworten lassen. "Die Entdeckung des Massengrabs beweist jedoch, dass die in der Maya-Kunst häufig dargestellte Zerstückelung von Kriegsgefangenen und Gegnern tatsächlich praktiziert wurde", sagt Grube.

Grabungen in Uxul

Bereits seit fünf Jahren führen die Archäologen der Uni Bonn unter Leitung von Professor Nikolai Grube und Dr. Kai Delvendahl gemeinsam mit der mexikanischen Altertumsbehörde Ausgrabungen in Uxul durch. Sie erhoffen sich Aufschlüsse über die Gründe für den Niedergang von Uxul.

Die Maya-Kultur hatte ihre Blütezeit zwischen den Jahren 250 und 900. Danach folgten drei Jahrhunderte des Niedergangs. Seit 2011 konzentrieren sich die Ausgrabungen auf den königlichen Palastkomplex der Maya-Stadt, wo sie im Juli 2012 auch das Grab eines 20- bis 25-jährigen Maya-Prinzen entdeckten, der Anfang des 8. Jahrhunderts bestattet wurde. Zuvor hatten sie bereits Relieftafeln gefunden, die Könige beim Ballspiel zeigen.

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