Auszeichnung für Lebenswerk Verdienstkreuz erster Klasse für Christel Zachert in Bonn

Bonn · Der Einsatz für krebskranke Kinder war und ist ein Anliegen von Christel Zachert. Ausgezeichnet worden ist sie dafür schon, jetzt ein weiteres Mal. Zachert hat das Verdienstkreuz erster Klasse am Dienstag in Bonn entgegengenommen.

Bürgermeisterin Melanie Grabowy (l.) überreicht Christel Zachert im Alten Rathaus das Verdienstkreuz erster Klasse für ihren lebenslangen Einsatz für krebskranke Kinder und deren Familien.

Bürgermeisterin Melanie Grabowy (l.) überreicht Christel Zachert im Alten Rathaus das Verdienstkreuz erster Klasse für ihren lebenslangen Einsatz für krebskranke Kinder und deren Familien.

Foto: Sebastian Flick

Große Ehre für Christel Zachert: Die Stadt Bonn hat ihr Lebenswerk am Dienstagnachmittag mit der Verleihung des Verdienstkreuzes erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland gewürdigt. „Sie haben sehr vielen Menschen Lebenshilfe und Mut gegeben“, blickte Bürgermeisterin Melanie Grabowy auf das Engagement der Geehrten zurück.

Kleine Feierstunde im Alten Rathaus

Zu der kleinen Feierstunde im Alten Rathaus waren rund 30 Weggefährten Zacherts gekommen. Bereits zum dritten Mal nahm die Bonnerin dort eine Auszeichnung entgegen. Im Jahr 2009 hatte sie für ihren unermüdlichen Einsatz für krebskranke Kinder und deren Familien das Verdienstkreuz am Bande erhalten. Jetzt wurde sie für ihr Lebenswerk geehrt.

Persönlicher Schicksalsschlag

Den Grundstein für Zacherts Engagement legte ein persönlicher Schicksalsschlag: Im Jahr 1982 war Tochter Isabell im Alter von nur 16 Jahren an Krebs gestorben. Die Familie brauchte sehr viel Zeit, um diesen tragischen Verlust zu verarbeiten. „Zehn Jahre hatte ich mich verkrochen, weil ich mich dem Thema nicht stellen konnte“, blickte Zachert zurück. Im Jahr 1992 begann sie, aus Erinnerungen heraus und mithilfe der Tagebuchaufzeichnungen von Isabell ein Buch über das letzte Lebensjahr ihrer Tochter zu schreiben. Das Skript mit dem Titel „Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“ war zunächst nur für den privaten Gebrauch geplant, doch der Bastei/Lübbe-Verlag konnte die Autorin überzeugen, das Buch zu veröffentlichen.

In 32 Sprachen übersetzt

Zachert hatte sicherlich nicht damit gerechnet, dass ihr Werk in 32 Sprachen übersetzt und weltweit gelesen wird. Doch in einer Zeit, in der es noch keine Kinderonkologie gab und Krebs bei Kindern in der Gesellschaft ein Tabuthema war, gab „Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“ unzähligen Menschen viel Kraft und Mut.

Der Erfolg des Buches inspirierte Zachert dazu, sich intensiv für tumorkranke Kinder zu engagieren. So gründete sie 1995 die Isabell-Zachert-Stiftung, um krebskranke Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Mit dem Ziel, die Öffentlichkeit für die Hilfe krebskranker Kinder zu sensibilisieren und Sponsoren zu gewinnen, sorgte sie mit beeindruckenden sportlichen Leistungen für Aufsehen: Sie bestieg im Alter von 67 Jahren den Kilimandscharo und erhöhte damit das Stiftungskapital um 25 000 Euro. Im Jahr 2016 radelte sie knapp 400 Kilometer in fünf Tagen und sammelte so 10 000 Euro für die Stiftung.

Abenteuercamps für Kinder

Eine Herzensangelegenheit Zacherts sind die 2003 von der Deutschen Kinderkrebsstiftung ins Leben gerufenen Abenteuercamps für tumorerkrankte Kinder und deren Geschwister. „Die Idee fand ich von Anfang an großartig. Endlich hatte ich ein Projekt gefunden, das ich unterstützen wollte. Mir war es wichtig, dass Kinder die verbleibende Zeit ihres Lebens im Freundeskreis verbringen können“, sagt Zachert.

Im vergangenen Jahr hat sich Zachert aus gesundheitlichen Gründen aus der Stiftungsarbeit zurückgezogen, doch weiß sie diese in guten Händen: Sohn Matthias hat den Vorsitz übernommen, die Schwiegertochter Eva Zachert ist schon längere Zeit als stellvertretende Vorsitzende tätig. „Ich bin sehr glücklich, dass die Stiftung jetzt eine Familienstiftung ist“, sagt Zachert.

Weder die Übertragung einiger Stiftungsaufgaben noch die Ehrung mit dem Verdienstkreuz erster Klasse sind für sie aber ein Grund, sich komplett zurückzuziehen. Die Frage, ob sie denn noch Ziele habe, antwortet sie ohne zu Zögern: „Ja, natürlich!“

So wolle sie weiterhin die Abenteuercamps fördern und Familien unterstützen, deren Kinder gerade aus einer akuten Therapie herauskommen. „Die Familien sind zu diesem Zeitpunkt sehr gestresst und leben in einem Ausnahmezustand“, erklärt Zachert.

Großer Dank und tiefe Demut

Mit Blick auf das Verdienstkreuz erster Klasse sagt sie: „Ich empfinde großen Dank, aber auch tiefe Demut für diese Auszeichnung“. Das Buch „Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“ wird im Oktober neu aufgelegt.

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