Kommentar Affäre "Euro Hawk" - Zeit läuft ab

BERLIN · Der FDP-Generalsekretär Patrick Döring ist gewiss manchmal etwas zu vorlaut. Aber seine massive und grundsätzliche Kritik an Amtsführung und -verständnis des amtierenden Verteidigungsministers Thomas de Maizière ist eine eindeutige Auftragsarbeit. Er gibt mit seinen Äußerungen die verärgerte Haltung der gesamten liberalen Parteispitze wieder.

Die Luft wird also immer dünner für den Chef der Bonner Hardthöhe. Die Absetzbewegungen der FDP-Parteispitze sind aber nur ein Teilaspekt. Die Kanzlerin hat zwar für de Maizière eine Arbeitsplatzgarantie bis zur Bundestagswahl am 22. September ausgesprochen. Aber Parteivize Ursula von der Leyen denkt nicht länger daran, den Verteidigungsminister in Schutz zu nehmen.

Umso intensiver schwadroniert sie über die politische Lebensleistung des Kabinettskollegen - so als ob seine politisch aktive Zeit schon abgelaufen sei. Bei aller Kritik an der in vielen Punkten zweifelhaften Krisenbewältigungsstrategie des Verteidigungsministers: Diese dann doch herabwürdigende Behandlung hat er gewiss nicht verdient.

Wenigstens der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, hatte am Wochenende das Format, Fehler und Kommunikationspannen gegenüber dem Amtschef einzugestehen. Das ehrt ihn. Aber ist ihm bewusst, dass die Schlampereien den Steuerzahler fast eine halbe Milliarde Euro kosten? Es hat nur wenige politisch starke Verteidigungsminister gegeben. De Maizière zählt wohl nicht mehr zu ihnen.

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