Arbeitsmarkt: Gastarbeiter

Immer mehr Menschen rutschen nach dem Jobverlust direkt in Hartz IV. Was nach einer schlechten Nachricht klingt, ist in Wirklichkeit eine gute.

Der Grund für das Phänomen ist nämlich: Fast eine Million Langzeitarbeitslose konnten in den vergangenen zwölf Monaten wieder Jobs finden. Das waren mehr als je zuvor. Viele von ihnen haben ihre Arbeit aus welchen Gründen auch immer allerdings nach kurzer Zeit wieder verloren. Da sie nicht lange genug beschäftigt waren, um Anspruch auf Arbeitslosengeld zu erwerben, rutschen sie direkt in Hartz IV zurück. Das schlägt sich jetzt in den Zahlen nieder.

Tatsächlich beweisen die Werte also nur, dass im deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor viel Bewegung ist. Dabei ist das Risiko, zum Sozialfall zu werden, so niedrig wie nie seit Einführung von Hartz IV im Jahr 2005. Die Zahl der Arbeitslosen in der Grundsicherung liegt mit 1,9 Millionen auf dem bisher niedrigsten Stand.

Das ist allerdings immer noch eine hohe Zahl. Eine Herausforderung der kommenden Jahre wird sein, einfache Arbeit attraktiver zu machen. In einigen Branchen liegen selbst Tarifverdienste unter 6,50 Euro pro Stunde. Volkswirtschaftlich entstehen hohe Kosten, wenn schlechte Einkommensperspektiven die Menschen vom Arbeiten abhalten.

Dass sich hohe Löhne, Vollbeschäftigung und internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht ausschließen, zeigt etwa die Schweiz. Dorthin zieht es in diesen Tagen auch viele Deutsche - als Gastarbeiter für die Wintersaison.

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