Die Lage in Ägypten: Sieg und Privilegien

Der am Mittwoch wieder aufgenommene Prozess gegen den gestürzten Präsidenten Hosni Mubarak bringt die anhaltende Brutalität auf Ägyptens Straßen für kurze Zeit aus den Schlagzeilen.

Einmal mehr hat Ägyptens Militärführung in den vergangenen Tagen ihre Skrupellosigkeit unter Beweis gestellt.

Wie wilde Hunde hat sie ihre Soldaten auf die Protestierenden losgelassen. Die Militärführung sieht ihre seit 60 Jahren aufgehäuftem Privilegien durch die Revolution gefährdet. Und das ist der Hauptgrund, warum sie ständig versucht, den Wandel ins Leere laufen zu lassen.

Dabei setzt sie auf die schweigende Mehrheit, die nicht auf die Straße geht und die im Militär immer noch den Garanten für Stabilität sieht, obwohl es das Militär nun bereits seit zehn Monaten nicht schafft, genau diese Stabilität herzustellen. Aber die Kanapee-Fraktion, wie sie in Ägypten genannt wird, geht nicht aktiv für das Militär auf die Straße.

Das allerdings machen die Tahrir-Aktivisten mit ihrer Forderung, das Militär aus der Politik zu verbannen. Das Problem des Militärs: wann immer sie brutal gegen die Demonstranten vorgehen, wird die Kanapee-Fraktion hellhörig und ist entsetzt, wie ähnlich das Vorgehen des Militärs dem des einstigen Mubarak-Regimes ist.

Ein Dilemma, aus dem die Generäle nicht herausfinden. Ein Problem haben aber auch die Islamisten. Sie hüllen sich angesichts der Staatsgewalt in Schweigen, fürchten sie doch ganz opportunistisch, mit einer offenen Verurteilung des Militärs ihre kurzfristigen Wahlerfolge zu gefährden. So fürchten die einen um ihre Privilegien, die anderen um ihren Wahlsieg.

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