"Das Phantom der Oper" in der Bonner Beethovenhalle

bonn · Mehr als 500 Mal hatte Deborah Sasson den Part der Christine Daaé in Andrew Lloyd Webbers Musicalfassung von "Das Phantom der Oper" verkörpert. Dann wurde es Zeit für ihre eigene Interpretation des Klassikers aus der Feder von Gaston Leroux, der sich durch zahlreiche Verfilmungen, Bühnenwerke und insbesondere Webbers Musicalfassung auf einem weltweiten, ungebrochenen Siegeszug befindet - mehr als 100 Jahre nach der Erstveröffentlichung des Romans.

In der Beethovenhalle war nun eine Musicalfassung zu sehen, für die Deborah Sasson nicht nur als Christine auf der Bühne steht, sondern auch die Musik (arrangiert vom BBC-Dirigenten Peter Moss) sowie das Buch geschrieben und die künstlerische Gesamtleitung hat.

Kann eine reife, gestandene Frau glaubhaft ein junges Chormädchen darstellen? Wohl kaum, es sei denn, sie heißt Deborah Sasson. Ihr gelingt dies mühelos. Die wunderschöne Sopranistin bringt die Bühne mit jedem ihrer Auftritte zum Leuchten, sie vermag den Zuschauer mit jeder noch so kleinen Geste, jedem noch so beiläufigen Blick unumkehrbar zu verzaubern. Ihr Gesang ist pure Magie - voller Glanz und überschäumendem Gefühl, voller funkelnder Eleganz und betörender Lieblichkeit.

Axel Olzinger liefert ein solides, weil zerrissenes Phantom der Oper ab. Jochen Sautter, Co-Autor und auch Regisseur der aktuellen Produktion, gibt Christines Verehrer aus der Oberwelt, Graf Raoul, wie aus dem Bilderbuch: auf den Punkt. Für die heiteren Momente sorgen Nils Schwarzenberg und Franz Frickel als gockelhaft-exaltiertes Direktoren-Duo im Stil von "Ein Käfig voller Narren".

Musikalisch ist diese Version poppiger als Webber, andererseits bringt sie mehr Oper in die Story: Pergolesi und Verdi lassen grüßen. Die Kostüme sind prachtvoll, das Bühnenbild von Michael Scott arbeitet mit dreidimensionalen Effekten dank Projektionen und Membranvorhang. Zugabe: Deborah Sasson mit "Habanera" aus Bizets Carmen, im hautengen roten Kleid, mit langstieliger roter Rose und kunstvoller Hochsteckfrisur, très chic. Das Publikum erhebt sich zum Schlussapplaus. Brillant.

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