Bad Neuenahr "Gregorianika" sangen in der Konzerthalle des Kurparks

BAD NEUENAHR · Die ukrainischen Sänger von "Gregorianika" erhielten in der Bad Neuenahrer Konzerthalle viel Applaus. Probleme gab's nur mit der Technik. Doch der Reihe nach: Von den typischen gedämpften Gesprächen erfüllt, lag die Konzerthalle im Halbdunkel verregneter Dämmerung.

 Der Chor unter der musikalischen Leitung von Oleksiy Semenchuk (rechts außen).

Der Chor unter der musikalischen Leitung von Oleksiy Semenchuk (rechts außen).

Foto: Martin Gausmann

Sieben Männer, die Kapuzen ihrer grau-blauen Kutten tief in das Gesicht gezogen, betraten mit Kerzen in den Händen die Bühne. Erster Gesang erklang von den zwielichtigen Gesichtern. Wie aus einer fernen Zeit quoll archaische Musik von der Bühne. Die sonoren Bässe und hellen Tenöre verschmolzen trotz Einstimmigkeit zu einer musikalischen Landschaft. Mit verschränkten Armen wirkten die Sänger wie aus einer anderen Welt.

Ein mystischer, mitunter auch munterer Gang durch die europäische Musikgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart folgte. Mehrstimmige Chormusik des 16. Jahrhunderts reihte sich ein neben modernen Klassikern wie "Ameno" von Era. Das "Ave Verum" von Wolfgang Amadeus Mozart stand neben Liedern aus der ukrainischen Heimat der Sänger. Eigenkompositionen fanden ebenfalls Platz im anderthalbstündigen Programm der Sänger - ein Brückenschlag zwischen Klassik und Moderne.

Ihr Spezialgebiet trägt die Gruppe jedoch in ihrem Namen: die Gregorianik. Diese strukturierte das gesamte Konzert. Im Vordergrund standen dabei Fest- und Jubelgesänge. Unter anderem die Sequenz aus der Ostersonntagsmesse "Victimae paschali laudes" und das Gloria aus der "Missa de Angelis". Die Namen der Komponisten sind seit Jahrhunderten verschollen.

Auch Soloeinlagen gab es. Die anderen Sänger traten dann in den Hintergrund und überließen einem Kuttenträger die Bühne. Dessen vor dem Körper verschränkte Arme wurden weit und der Ausdruck auf seinem Gesicht gelöster. Diese Partien kamen beim Publikum besonders gut an.

Einziger Wermutstropfen: die Technik. "Gregorianika" kämpfte erfolglos gegen die Tücken des Mischpultes. Es ließ laute Partien knallen und leise Solisten verschwinden. Indes sorgte die einbrechende Nacht für Atmosphäre - leider nur von draußen.

Das Publikum nahm's gelassen. Gut 300 Zuhörer applaudierten nach jedem Stück, nach der Zugabe teilweise stehend. So mystisch das Konzert begonnen hatte, so abrupt endete es. Mit tief in das Gesicht gezogenen Kapuzen verließ das Publikum den Konzertsaal. Denn draußen wartete das verregnete Dunkel des Kurparks.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Daniel Johannes Mayr dirigiert das Beethoven
Neue Musik zwischen Wohnwagen
Beethoven Orchester im BaseCampNeue Musik zwischen Wohnwagen
Zum Thema
Aus dem Ressort