Posaunist Landgren zu Gast bei Brönners Talkin'-Jazz-Reihe

Auftritt der beiden Blechblas-Magier in Bundeskunsthalle

Bonn. Prominente, die bis dato als gänzlich unverdächtig galten, etwas mit Jazz am Hut zu haben, wie Stefan Raab oder Roberto Blanco, sind in der Regel zu Gast bei Till Brönners Talkin'-Jazz-Reihe. Für den schwedischen Posaunisten Nils Landgren machte der Trompeter nach der Sommerpause nun eine - lohnenswerte - Ausnahme.

"Mr. Redhorn", wie der 51-Jährige mit der roten - "weil es die Farbe der Liebe ist" - Posaune genannt wird, ist wie Brönner bereits eine Institution in Bonner Jazzkreisen, nicht zuletzt durch seine Reihe "my Scandinavian music" in der Harmonie. Der leicht chaotischen Eröffnung "Blue Train" (John Coltrane) war noch anzumerken, dass eine gemeinsame Proben aufgrund eines gestrichenen Schweden-Fluges so gut wie nicht stattgefunden hatten.

"This Masquerade", das Landgren mit seiner außergewöhnlichen, hellen und samtigen Stimme sang, machte die Anfangsschwierigkeiten schwebend leicht wieder wett. Humor und Schlagfertigkeit zeigte der hervorragend Deutsch sprechende Musiker in den Gesprächen mit Brönner, in denen Landgrens musikalischer Werdegang, seine schrillen Bühnen-Outfits in den achtziger Jahren, die melancholische "schwedische Volksseele" und nicht zuletzt die Schweden-Faszination der Deutschen zur Sprache kamen.

"Alle unsere Elch-Schilder am Wegesrand sind geklaut worden. Mittlerweile verkaufen wir sie, ebenso wie Elch-Scheiße, in kleinen Tüten", amüsierte sich der Posaunist. Seine Solo-Hommage an die heimatliche Landschaft und seine großen tierischen Bewohner beeindruckte durch tief dröhnende Sound-Cluster und Slapstick-Einlagen nur mit dem Mundstück.

Völlig anders vom Wesen, aber ebenso imponierend gelang das zarte Sting-Cover "Fragile". Im letzten Teil des Abends durfte die (brillante) Band Brönners dann auf Funk, Landgrens Steckenpferd, umsteigen. Martin Sasse wechselte vom Bösendorfer Flügel zur Orgel, Christian von Kaphengst von Kontra- auf E-Bass, Peter Lübke (Schlagzeug) groovte variantenreich, und Bruno Müller (Gitarre) spielte lässige Funk-Licks und mühelos perlende Soli.

Bei "Get out of my life woman" entlockten sich die beiden Bläser-Heroen im Wettstreit überschäumende Soli. Mit einer rasanten Duettimprovisation über die Titelmelodie der TV-Serie "Flintstones" verabschiedeten sich die zwei Ausnahme-Musiker - nach fast dreieinhalb Stunden.

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