Traktorreifen werden zur Elefantenhaut

Arnold Kremer zeigt im Karmelkloster in Pützchen Landschafts- und Naturfotos

  Abstrakt durch den Ausschnitt  wirken die Fotos von Arnold Kremer.

Abstrakt durch den Ausschnitt wirken die Fotos von Arnold Kremer.

Foto: Malsch

Pützchen. Der erste Eindruck ist malerisch: Eine türkis leuchtende Mitte, umgeben von Wolken, die sich zu den Bildecken hin verdichten und in Schlieren auslaufen. Über undurchsichtigem Braun sitzen Pünktchen. Auf die Frage, was er denn da fotografiert hat, antwortet Arnold Kremer: "Rost auf einer Eisentür." Gefunden hat der Fotograf sein Motiv am Kellerverlies eines verlassenen Weserschlosses.

In einer "Abstrakten Blütenlese" zeigt der Verein GWK (Gemeinsam Wohnen Karmelkloster) Kremers (71) Landschafts- und Naturfotos, die durch die Wahl des Bildausschnitts abstrakt wirken. Seit anderthalb Jahrzehnten bereist der pensionierte Regierungsdirektor Westeuropa, von Dänemark bis Spanien. Seine Spiegelreflexkamera immer im Gepäck, lässt Kremer die klassischen Postkartenmotive links liegen. "Ein Blümchen, das sich den Weg durch einen Stein bahnt, interessiert mich auch nicht", sagt er. Stattdessen drückt Kremer bei Flechten, die Steinschollen bewachsen, auf den Auslöser. Fast schwarz, verschmelzen die Pflanzen mit Ritzen und Schatten auf dem Gestein.

Kremer zeigt Sägespuren an Baumstümpfen und Steinchen am Strand, denen der Wind einen sandigen Schweif angehängt hat. Die mannshohen Reifen eines Traktors werden in seinem Sucher zur Elefantenhaut. Dem Verfremdungseffekt seiner Bilder zum Trotz "bilde ich nur Vorhandenes ab", sagt der Fotograf und fügt hinzu: "Nur unberührte Motive lohnen sich." Meist geht Kremer so weit, auch den Maßstab 1 : 1 beizubehalten. Vom Beschneiden der Negative oder nachträglich am Computer eingearbeiteten Effekten hält er gar nichts.

Wenig zimperlich zeigt sich der reisefreudige Künstler bezüglich "unschöner" oder gar "ekliger" Objekte. Ihn zieht es nach eigenem Bekunden an "Orte, die nicht nach Rosen duften und die keine Augenweide sind. Ein Steinbruch ist mein Dorado." Zum Beispiel einer bei Witterschlick, wo sich Blätter in einer mit Regenwasser voll gelaufenen Fahrspur gesammelt und teilweise zersetzt haben. Auf Kremers Foto ist das Wasser gefroren. Eis hält die Blattreste in ihrem modrigen Braun~oliv fest. Horizontale Streifen ziehen sich durch die Oberfläche und setzen das Motiv harmonisch in Szene.

Arnold Kremers "Abstrakte Blütenlese" ist bis Freitag, 8. Juli, im Gemeinschaftsraum im ehemaligen Karmeliterkloster, Karmeliterstraße 1, zu sehen. Anmeldung bei Lolita Weißenfels, (02 28) 3 69 45 21.

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