Serviceprogramm der Bahn Mehr Zeit zum Umsteigen

Berlin · Ein Stressfaktor weniger: Die Deutsche Bahn plant Verbindungen mit längeren Umstiegszeiten. So sollen Anschlusszüge verlässlicher erreicht werden.

Die Bahn will das Servicepersonal aufstocken, vor allem an den Bahnhöfen.

Die Bahn will das Servicepersonal aufstocken, vor allem an den Bahnhöfen.

Foto: dpa/Wolfram Kastl

Die Bahn will einen der vielen Stressfaktoren für die Fahrgäste vermindern: Die Angst vor dem verpassten Anschlusszug. Doch nicht pünktlichere Züge sorgen für Entspannung. Vielmehr zeigt die Bahn-App bei der Buchung von rund 800 Verbindungen künftig Fahrten mit längeren Umstiegspausen an. „Knappe Anschlüsse, die in der aktuellen betrieblichen Lage schwer erreicht werden können. Zeigen wir jetzt schon bei der Planung und Buchung nicht mehr an“, sagt Michael Peterson, der neue Vorstand der Bahn für den Personenverkehr.

Mit dieser Planung verlängern sich die Fahrzeiten gegenüber der schnellsten Verbindung. Wie viel länger es dauert, hängt vom nächsten fahrenden Anschlusszug ab. Bei Direktfahrten in einem Zug ändert sich nichts. Zudem bleibt den Kunden die Möglichkeit, die schnellste Möglichkeit zu nutzen, falls ein Zug erreicht werden kann. Dann entfällt laut Peterson auch die Zugbindung bei einem Sparpreis. „Die schnellste Verbindung ist nicht immer die verlässlichste“, bedauert der Vorstand und räumt ein, dass es weiterhin zu viele Verspätungen gibt.

1000 neue Mitarbeiter im Servicebereich

Darüber hinaus will das Unternehmen rund 1000 neue Servicemitarbeiter einstellen. 750 von ihnen sollen in den Zügen arbeiten, als Begleiter oder in den Bistros. Sie können zum Beispiel an den Bahnhöfen aushelfen, wenn ein Team nicht rechtzeitig zur Übernahme eines Zuges eintrifft, was sonst schnell zu Wartezeiten und Verspätungen führt. An den großen Bahnhöfen will die Bahn 130 Helfer einsetzen, die den Fahrgästen zum Beispiel beim Ein- oder Aussteigen helfen. So soll die Haltezeit von Zügen in der Station verringert werden.

Die Bahn erlebt eine widersprüchliche Entwicklung. Einerseits ist der Kundenärger gewaltig, weil viele Züge zu spät kommen, zu voll sind oder gar ausfallen. Andererseits zieht die Bahn immer mehr neue Kunden an. „Noch nie sind so viele Menschen so viele Kilometer ICE und Intercity gefahren wie in den vergangenen drei Monaten von Mai bis Juli 2022“, erklärte Peterson. Die Menschen fahren demnach mit der Bahn weitere Strecken als noch vor der Pandemie. Besonders der Freizeit- und Urlaubsverkehr trägt zu dieser positiven Entwicklung bei.

Auch der internationale Reiseverkehr hat sich im ersten Halbjahr dieses Jahres fast verdoppelt. Eine Kehrseite gibt es auch. Die Geschäftsreisenden, die für das Unternehmen wirtschaftlich besonders wichtig sind, halten sich nach wie vor zurück. Dennoch hofft der Vorstand für das Gesamtjahr mit einer weitgehenden Normalisierung des Fahrgastaufkommens. Die erwartete Zahl der Fahrgäste werde aber noch unter der im Rekordjahr 2019 bleiben. Da zählte die Bahn auf den Fernstrecken 151 Millionen Passagiere.

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