Popmusik statt Zugansagen Wie geht es weiter mit dem Bahnhof Beuel?

Beuel · Beueler möchten das alte Gebäude der Deutschen Bahn in einen Musikbahnhof verwandeln. Der Konzern kündigt Gespräche an. Einige Anlieger haben jedoch Sorge wegen möglichen Lärms.

 Mitglieder der Bürgerinitiative Kulturbahnhof Beuel und Gäste diskutieren über die Zukunft der DB-Station.

Mitglieder der Bürgerinitiative Kulturbahnhof Beuel und Gäste diskutieren über die Zukunft der DB-Station.

Foto: Benjamin Westhoff

Baustellenlärm dröhnt von außen ins Innere, die Sanitäranlagen sind seit Monaten verschlossen. Wer sich noch schnell mit Reiseproviant versorgen will, der muss Kleingeld für den dürftig bestückten Automaten dabeihaben. Die Atmosphäre im Beueler Bahnhofsgebäude könnte nicht trostloser sein. Die Ausstattung ist trist und schlicht, der allgegenwärtige muffige Geruch trägt dazu bei, dass die Fahrgäste das Gebäude fast schon im Laufschritt passieren.

Diese Tristesse könnte jedoch bald ein Ende habe. Geht es nach der Bürgerinitiative Kulturbahnhof Beuel, dann wird das Gebäude von 1871 bald zum Treffpunkt für Fans der Popmusik. Jetzt hatte die Beueler SPD zum Meinungsaustausch vor Ort eingeladen, um erste Idee für eine zukünftige Nutzung zu sammeln.

Gingen Politiker und Kulturschaffende vor einiger Zeit noch davon aus, dass das Gebäude zum Verkauf steht, so verfolgt die Deutsche Bahn mittlerweile andere Ziele: „Die DB hält ab sofort an ihren Empfangsgebäuden an den Bahnhöfen fest, um die Nutzungskonzepte leer stehender Gebäude aktiv mitzugestalten“, erklärte ein Bahnsprecher auf GA-Anfrage. „Bezüglich des Bahnhofs Beuel wird die DB noch mit allen Beteiligten ins Gespräch gehen, um gemeinsam für eine attraktive Nutzung des Bahnhofs zu sorgen“, versicherte er weiter.

Allerdings weist das Gebäude aufgrund der Größe, des Instandhaltungsdefizites und des Denkmalschutzes einen hohen Investitionsbedarf auf. Die Stadt hatte einen Ankauf des Bahnhofs daher bereits abgelehnt, bevor die Deutsche Bahn ihren Kurswechsel bei der Immobilienveräußerung mitgeteilt hatte.

Nichtsdestotrotz soll das in die Jahre gekommene Haus zum Zentrum für Dialog, Kunst und Kultur werden. „Ein Musikbahnhof wäre eine tolle Möglichkeit für Beuel, neben dem bereits vorhandenen Kulturangebot auch einen festen Platz für Popmusik zu schaffen. In Beuel gibt es zwar schon viel. So etwas fehlt aber noch“, betonte Michael Kernbach von der Bürgerinitiative. Dafür würde sich seiner Meinung nach die ehemalige Bahnhofsgaststätte anbieten. Nicht nur das Gebäude, sondern auch die gute Erreichbarkeit würden für ein solches Projekt sprechen. „Popmusik ist keine Sache der Jugend, sondern für alle. Schließlich ist die Woodstock-Generation mittlerweile deutlich in die Jahre gekommen“, sagte er.

Alle mit einbeziehen

Damit der Musikbahnhof eine breite Akzeptanz findet, sollten alle bei der Planung einbezogen werden. Nicht nur die Jugend, auch ältere Mitbürger sowie Kinder, betonte Katja Melzner von der Bürgerinitiative. Denn: „Wir haben ein gutes Konzept, um alle mitzunehmen.“

Bis jetzt haben die Mitglieder der Initiative nur durch das kleine Fenster in der verschlossenen Tür der ehemaligen Gaststätte einen Blick ins Innere werfen können. „Es wäre schon wichtig, dass wir zeitnah einmal in den Raum können. Wer hat überhaupt den Schlüssel?“, fragte Kernbach in die Runde, zu der auch der Bezirksverordnete Maximilian Blesch sowie die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Petra Maur (beide SPD) gehörten. Außerdem, so die Initiative, müsse man zuvor wissen, welche Räume überhaupt zur Verfügung stehen. Wie sieht es mit dem ersten Stock aus? Was ist mit dem Kellergeschoss?, fragten die interessierten Bürger bei der Ortsbegehung.

Bei einer kulturellen Nutzung soll jedoch nicht allein das Bahnhofsgebäude in Betracht gezogen werden. Auch der jenseits der Gleise gelegene Güterschuppen bietet sich an. Damit, so der Vorschlag der Bürger, könnte auch die seit Jahrzehnten bestehende Trennung zwischen den beiden Gebäuden durch die Gleise überwunden werden.

Sorge um Lärm

Allerdings machen sich einige Anlieger bereits Sorgen über eine Lärmbelästigung sowie eine Vermüllung während der Veranstaltungen. Diese Bedenken hat die Bürgerinitiative jedoch nicht. „Es gibt in Bochum und in Köln-Ehrenfeld Musikbahnhöfe. Das klappt alles gut. Diese Sorgen sind unbegründet. Dort hat man alles im Griff“, beruhigte Melzner.

Ein Fahrgast, der nur zufällig das Treffen von Politikern und Initiative vor Ort beobachtet hatte, kann sich mit der Idee eines Musikbahnhofs gut anfreunden. „Dann gäbe es vielleicht auch mal wieder Toiletten, die wir Fahrgäste benutzen können“, hofft er. „Die Situation kann für uns alle nur besser werden.“

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