Wettbewerb „Wirtschaft im Wandel“ „Um NRW mache ich mir keine Sorgen“

Düsseldorf · Nie zuvor waren Innovationen und Unternehmertum so wichtig wie in Zeiten des Coronavirus. Denn plötzlich geht es darum, ein ganzes Land wieder auf die Beine zu bringen. Thomas Buschmann, Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Nordwest der Deutschen Bank, im GA-Interview.

 „Wir wollen Teil der Lösung sein“: Thomas Buschmann zur Rolle der Deutschen Bank in der Corona-Krise.

„Wir wollen Teil der Lösung sein“: Thomas Buschmann zur Rolle der Deutschen Bank in der Corona-Krise.

Foto: nein/Bretz, Andreas (abr)

Als der Wettbewerb „NRW – Wirtschaft im Wandel“ ins Leben gerufen wurde, ging es um einen Impuls, der angesichts schwacher Wachstumszahlen zeigen sollte, wie viel Potenzial in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland steckt. Die Deutsche Bank ist seit Beginn Partner dieses Wettbewerbs. Doch nie waren Innovationen und Unternehmertum so wichtig wie in Zeiten des Coronavirus. Denn plötzlich geht es auch darum, wie ein ganzes Land wieder auf die Beine kommt – und dabei kommt Thomas Buschmann, dem Sprecher der Regionalen Geschäftsleitung Nordwest der Deutschen Bank, und seinem Team eine Schlüsselrolle zu.

Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt?

Thomas Buschmann: Wir haben sehr viele Gespräche mit unseren Kunden geführt – per Video, Telefon oder auch über die Filialen, die zu einem Großteil weiter geöffnet waren. Und wir haben eine Vielzahl von Kreditanträgen bearbeitet. Das hat unsere Mannschaft schon super gemacht. Man darf nicht vergessen, dass diese Hilfsprogramme, die vom Staat kurzfristig auf den Weg gebracht wurden, auch für die Kollegen neu sind.

Sie mussten also dafür sorgen, dass Ihre Teams geschult werden.

Buschmann: Genau. Wir haben bei der Deutschen Bank bundesweit knapp 3000 Firmenkundenbetreuer, die mussten sehr schnell mit den Programmen vertraut gemacht werden. Und das in kürzester Zeit, auch an den Wochenenden, und meistens per Telefon- oder Videokonferenz, während gleichzeitig die Kunden dringend Hilfe brauchten. Gleichzeitig haben wir für unsere Kunden online ein „Corona-Helpdesk“ aufgebaut, wo sie sich kompakt über die Fördermaßnahmen von Bund und Ländern informieren konnten. Letztlich darf man nicht vergessen: Es geht um sehr emotionale, teilweise auch existentielle Themen, wenn Firmen plötzlich in so einer Situation sind. Gleichzeitig müssen wir natürlich bei jeder Kreditzusage immer sorgfältig prüfen, ob das Risiko angemessen ist.

Die letzte Finanzkrise 2008/2009 wurde auch von Banken verursacht. Das Image ist seitdem nicht das Beste. Diesmal sind Sie plötzlich der Helfer in der Not. Wie fühlt sich das an?

Buschmann: Christian Sewing, unser Vorstandsvorsitzender, hat es gut auf den Punkt gebracht: Wir wollen Teil der Lösung sein. Dieser Verantwortung sind wir uns natürlich bewusst, und ich glaube, wir sind hier auch auf einem sehr guten Weg.

Sie sprechen als Bank tagtäglich mit Unternehmern und Managern. Wie steht es um die Wirtschaft in NRW?

Buschmann: Zu Beginn der Corona-Krise mussten sich alle erst einmal orientieren und schauen, wo sie stehen. So etwas hat es ja bis dahin nicht gegeben. Trotzdem mache ich mir um NRW keine Sorgen. Das Land profitiert von seiner guten Mischung. Andere Bundesländer sind sehr stark abhängig von einzelnen Industriezweigen. Wir sind insgesamt breiter aufgestellt. NRW hat sowohl in den industriellen als auch in den Dienstleistungssektoren viel zu bieten. Es gibt nicht nur wirtschaftliche Ballungsgebiete, sondern auch viele ländliche Regionen. Die Vielfalt ist unsere Stärke. Unser Finanzminister hat kürzlich gesagt, dass NRW Wandel und Innovationen gut könne – das sehe ich auch so.

Was ist denn aus Ihrer Sicht nötig, damit NRW schnell wieder auf die Beine kommt?

Buschmann:  Die Herausforderungen waren bereits vor Corona groß, auch wenn ein Thema wie der Brexit derzeit etwas in den Hintergrund gerückt ist. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge verändern, war in den letzten Jahren schon immens. Wichtig ist, dass man in der Lage ist, sich schnell den neuen Bedingungen anzupassen, zum Beispiel bei der Digitalisierung. Ich meine, hier hat unser Bundesland bisher einen guten Job gemacht.

Was wird sich langfristig durch Corona ändern?

Buschmann: Nicht alles wird nur dem Kostenmanagement untergeordnet werden, auch Aspekte wie Sicherheit oder neue Arbeitszeitmodelle werden relevanter. Und die Digitalisierung erlebt mit Corona einen weiteren Schub. Vielleicht werden viele Unternehmen auch noch einmal die Globalisierung kritisch hinterfragen – mit all ihren Vor- und Nachteilen. Und natürlich erleben wir jetzt schon, dass das bargeld- und kontaktlose Bezahlen immer beliebter wird. Inzwischen ist es sogar in vielen Bäckereien selbstverständlich, Kleinstbeträge bargeldlos zu zahlen.

Was wird sich bei Ihnen ändern?

Buschmann: Ich bin mir sicher, auch wir bei der Deutschen Bank werden künftig so manche Dienstreise überdenken. Besprechungen funktionieren auch per Videokonferenz sehr gut, schonen die Umwelt und sparen viel Zeit. Auch im Kundengeschäft werden wir noch stärker auf unsere technischen Möglichkeiten zurückgreifen. Neukunden kann man auch per Videokonferenz oder Telefon gewinnen. Wird künftig alles nur noch digital laufen? Das denke ich nicht. Der persönliche Kontakt bleibt auch in Zukunft ganz wichtig.

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