Modebranche trotzt der Krise Bad Honnefer Bernd Berger will weiter wachsen

BONN/DÜSSELDORF · Die Deutschen tragen ihren Ruf als Modemuffel offenbar zu unrecht. Trotz Eurokrise ist die Bekleidungsbranche mit den Umsätzen 2011 zufrieden und selbst für das laufende Jahr verhalten optimistisch.

 Ein Model zeigt ein Kleid der deutschen Modeschöpferin Anja Gockel in Berlin.

Ein Model zeigt ein Kleid der deutschen Modeschöpferin Anja Gockel in Berlin.

Foto: ap

Rund zwei Drittel der deutschen Hersteller von Bekleidung hätten laut einer Umfrage 2011 ihren Umsatz gesteigert, teilte der Modeverband Deutschland (GermanFashion) am Freitag in Düsseldorf mit. Auch der einzige größere Bekleidungshersteller in der Region, Bernd Berger aus Bad Honnef, setzt auf weiteres Wachstum.

Bundesweit rechnet nach Verbandsangaben jeder dritte befragte Hersteller aus der Modebranche für 2012 mit einem Umsatzplus. Das abgelaufene Quartal bewerteten fast 80 Prozent der Firmen als gut oder befriedigend.

Weniger optimistisch zeigt sich die deutsche Modebranche bei ihren Exportchancen. Erstmals seit Jahren seien die Ausfuhren in den vergangenen fünf Monaten zurückgegangen, so GermanFashion. Vor allem der Rückgang in wichtigen europäischen Märkten treffe die Unternehmen. Von Januar bis Mai verzeichneten die Unternehmen ein Exportminus um drei Prozent.

Vor allem Sport- und Outdoor-Kleidung habe in den vergangenen Jahren die Umsätze der deutschen Hersteller beflügelt, so der Verband. "Dieser Boom scheint sich aber jetzt langsam zu beruhigen", so Thomas Rasch, Hauptgeschäftsführer des Modeverbands.

In der Region sind kaum größere Hersteller von Bekleidung angesiedelt. Eines der wenigen Unternehmen aus der Modeindustrie ist die Bad Honnefer AB Mode GmbH mit ihrer Marke Bernd Berger. Das Unternehmen verkauft in derzeit sechs Filialen bundesweit Damenmode, hauptsächlich "für die Kundin zwischen 35 und 50 Jahren", wie Bernd Berger, Sohn des gleichnamigen Firmengründers am Freitag dem General-Anzeiger sagte. Umsatzzahlen wollte er nicht nennen.

"Wir haben den Eindruck, dass für hochwertige Ware in Deutschland wieder Geld ausgegeben wird", sagte Berger. Das Unternehmen mit derzeit rund 25 Beschäftigten wolle deshalb expandieren und Ende des Jahres eine weitere Filiale in Ingolstadt eröffnen. Die Finanzkrise fürchtet Berger kaum: "Unser Geschäft hängt mehr vom Wetter als von der aktuellen Konjunktur ab", so der Modemacher. Das Regenwetter im Juni habe dem Unternehmen geholfen, die erste Herbstware zu verkaufen.

Dem Modehandel in der Region hat der Juni dagegen eher das Geschäft verhagelt. "Viel leichte Sommerware ist liegengeblieben", sagte Uwe Stephan, Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen gestern. Die Umsatzentwicklung sei von Händler zu Händler sehr unterschiedlich. "Insgesamt hofft die Branche für 2012 beim Umsatz das Vorjahresniveau zu erreichen", so Stephan weiter.

Das Ladenhüter-Risiko teilen sich die Einzelhändler zunehmend mit den Herstellern. Diese sind immer öfter verpflichtet, nicht verkaufte Ware zurückzunehmen. Zum anderen bietet die Modeindustrie mehr Kollektionen im Jahr an, so dass Händler je nach Kundennachfrage öfter im Jahr nachordern.

Die Branche

Die deutsche Bekleidungsindustrie hat 2011 rund zwölf Milliarden Euro umgesetzt, davon 40 Prozent im Ausland. Deutsche Hersteller exportieren ihre Kleidung vor allem nach Österreich, in die Niederlande und in die Schweiz. Einfuhren stammen vor allem aus China, der Türkei, den Niederlanden und Bangladesch. Kaum eine der rund 350 Modefirmen produziert noch in Deutschland.

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