Familien-Kolumne „Kinderkram“ Über Verabredungen trotz erkälteter Kinder

Bonn · Die herbstliche Erkältungswelle ist da, überall laufen die Nasen. Unsere Autorin findet es seit der Pandemie schwierig zu entscheiden, wann Verabredungen trotzdem okay sind.

 Sollte eine Rotznase einer Verabredung im Weg stehen?

Sollte eine Rotznase einer Verabredung im Weg stehen?

Foto: AlexZachen - stock.adobe.com

Für Eltern kleiner Kinder wird es keine Neuigkeit sein, wenn ich schreibe: die herbstliche Erkältungswelle ist da. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie ausdauernd Kita-Kinder so eine Welle reiten können, manchmal auch scheinbar mühelos von einer auf die nächste Welle wechseln. Da können die Big Wave-Surfprofis an den hawaiianischen Küsten nur stauen. Bei uns laufen eigentlich schon seit fünf Wochen permanent die Nasen.

Es war schon vor Corona nicht angenehm, in den kalten Wintermonaten wie ein Trupp apokalyptischer Reiter Krankheit und Verderben in die Welt zu tragen. Wie oft haben wir nach Besuchen bei Freunden und Familie gehört: „Schön, dass ihr da wart. Wir sind jetzt alle krank.“ Aber durch die Pandemie wurden bei mir ein paar Gewissheiten zum Thema Infekte in Frage gestellt. Es ist heutzutage einfach noch viel weniger sexy, andere anzustecken, auch wenn es sich nicht um Corona handelt. Beispielsweise gehe ich erkältet nicht mehr ins Büro oder trage im Supermarkt Maske. Ich bin mir aber nicht immer sicher, wo überspitzt gesagt das natürliche Training des Immunsystems endet und die Körperverletzung anfängt. Zumal ja mit dem Weitertragen einer Infektionskrankheit auch weitergehende Nebenwirkungen verbunden sein können, beispielsweise mit Blick auf vulnerabele Menschen oder die Überlastung der Krankenhäuser und Arztpraxen.

Wann ist es trotz erkälteten Kindern beispielsweise in Ordnung, sich mit anderen Familien zu verabreden? Früher gab es da für mich ein paar ungeschriebene Leitlinien: Laufnasen und ein bisschen Husten sind keine Hindernisse und müssen auch nicht vorher kommuniziert werden. Bei Fieber, Ohrenschmerzen, akuten Magen-Darm-Infekten oder Bindehautentzündung bleiben wir anderen lieber fern. Dem betroffenen Kind steht in diesen Fällen ja meistens ohnehin nicht der Sinn nach großem Trubel.

In meinem Umfeld spielt sich inzwischen vor Verabredungen ein kompliziertes Schauspiel ab. Ein paar Tage vor dem Treffen meldet sich der eine verabredete Part mit einer Liste an aktuell zu beobachtenden Symptomen und niemals ohne den Zusatz, dass natürlich alle Corona-Tests bislang negativ waren. Familie zwei meldet sich meist mit der Information zurück, dass auch dort die Kinder erkältet sind. Der gemeinsame Beschluss lautet nach einigem Hin und Her in der Regel, dass man sich dann ja auch ohne Probleme treffen kann.

Denn ganz ehrlich: Was wäre auch die Alternative? Wir könnten als Familie ab Mitte Oktober unser komplettes Sozialleben einstellen. Oder ich müsste bis zum Frühjahr den Kontakt zu meinen eigenen Kindern abbrechen. Dann doch lieber ein schlechtes Gewissen riskieren, weil die eigenen Kinder wieder mal jemanden angesteckt haben – zumindest wenn alle vorher über die Risiken und Nebenwirkungen des Treffens informiert waren.

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