Nachbarschaftliche Hilfe in Ahrweiler Sheriff Wolfgang hat alles im Griff

Ahrweiler · Private Initiativen setzen positive Aspekte und geben den von der Flutkatastrophe betroffenen Menschen neue Hoffnung. Vor dem Haus von Peter Terporten trifft man sich im mobilen Waschsalon.

 Am öffentlichen Waschsalon vor dem Haus von Peter Terporten laufen die Maschinen den ganzen Tag.

Am öffentlichen Waschsalon vor dem Haus von Peter Terporten laufen die Maschinen den ganzen Tag.

Foto: Thomas Weber

Schlimm sah es nach der Flutkatastrophe in einem Quartier östlich der Ahrweiler Friedrichstraße aus: In der Albert-Federle-, der Christian-Ulrich- und der Ernst-Kley-Straße türmten sich Schwemmgut und Autos meterhoch. Und auch, wenn man von Normalität noch meilenweit entfernt ist, ist die Stimmung in den Straßen dennoch gut. „Sheriff Wolfgang hat alles im Griff“, sagte Anwohner Peter Terporten und meint damit Wolfgang Quandt. Der hat bislang so ziemlich alles gemanagt, verdrehte sich dabei aber auch das Knie und ist derzeit außer Gefecht. Sein Sohn Christoph brachte als Garten- und Landschaftsbauer die unterspülten und teils weggebrochenen Straßen wieder derart in  Ordnung, dass diese befahrbar sind. Zudem setzte er einen Farbtupfer am Ahrweiler Ahrtor.

Wolfgang Quandt, den sie im Viertel alle nur den „Sheriff“ nennen, ließ seine Kontakte spielen. Er ist nämlich mit seinem rollenden Backstübchen in der Region auf vielen Volksfesten unterwegs und dort gut bekannt. Auch in Braubach weiß man die Arbeit und das Angebot aus dem Backstübchen zu schätzen. Und von dort kam nun Hilfe zurück.

Das ganze Quartier kommt in Terportens Waschsalon 

„Vor etwa zweieinhalb Wochen hat ein Freundeskreis aus Braubach auf meinem Parkplatz vor dem Haus eine mobile Waschanlage aufgestellt“, berichtete Peter Terporten. Einfach so, weil sie beim Schlammschippen am Tag vorher mitbekommen hatten, dass es keine Waschmöglichkeiten mehr gibt und ein Freund zu Terporten sagte: „Peter, zieh die Hose aus, die nehme ich mit und wasch sie Dir.“

Jetzt kommt das gesamte Quartier auf dem Parkplatz bei Terportens waschen, soweit keine eigene Waschmaschine und Trockner mehr vorhanden sind. Der „Waschsalon“ besteht aus fünf Waschmaschinen und vier Trocknern. Die Feuerwehr kommt täglich, um einen Wassertank mit Frischwasser zu befüllen. Hinter dem Haus dröhnt ein Aggregat und liefert den notwendigen Strom. Aktuell steht das Umsetzen des Waschsalons in Terportens Garage an, sodass er witterungsstabiler wird. Dann werden aus einem auch drei Wasserbehälter und die Wehr muss weniger oft anrücken. Neben sauberer Wäsche hat die Aktion einen Effekt wie anderswo im Krisengebiet auch: Die Nachbarschaft ist enger zusammengerückt.

 Ahrbegrünung: Hingucker in tristen Zeiten

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Foto: Thomas Weber

Christoph Quandt startete derweil zur nächsten Aktion und rückte mit seiner Mannschaft dem Dreck am Ahrtor zu Leibe. „So ist das hier in Ahrweiler, man nimmt vieles selbst in die Hand“, dokumentierte Nachbarin Iris Söller-Münch eine Reinigungsaktion. Dicke Betonpoller wurden entsorgt, ein Berg Müll verschwand, der rechte Fußgängerdurchgang wurde freigelegt. Eine alte Kelter, die zu Dekorationszwecken das Tor schmückte, wurde gerettet. Dann kam Kollege Volker Karle mit dem Tankwagen und befreite per Schlauch den Vorplatz von Dreck und Staub.

Blumen und Sträucher gegen tristes Grau

Zu guter Letzt gab es auch noch Farbtupfer in Form von Blumen und Sträuchern, die das triste Graubraun von Dreck und Staub ersetzen sollen. „Sind das neue Vorboten einer Landesgartenschau?“ So scherzten schon alteingesessene Ahrweiler und freuten sich über das private Engagement ihrer Mitbürger im öffentlichen Bereich.

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