"Hanapha Quilters" in Hennef Neun Frauen stellen ihre Textilarbeiten aus

HENNEF · "Unter drückender Trauer kommt wiederkehrende Kraft, die Spirale symbolisiert das Leben - es geht immer weiter." Dieser Satz beschreibt einen Quilt von Beatrice Biesel und zeigt, dass diese Textilarbeit nicht nur eine Steppdecke ist. Nein, sie ist Kunst.

 Begeisterung für das Quilten: Die Künstlerinnen und die Besucher in der Meys Fabrik.

Begeisterung für das Quilten: Die Künstlerinnen und die Besucher in der Meys Fabrik.

Foto: Holger Arndt

Im Fall des beschriebenen Quilts stellt Biesel die Trauer mit dunkelblauen Stücken und die hellen Momente des Lebens mit kariertem Stoff dar. Bei einem anderen Werk verarbeitete sie alte Hemden eines verstorbenen Angehörigen und verband dies mit einem Abschiedsgedicht, das mit heller Schrift beginnt und im Dunkeln endet.

So entstehen durch verschiedene Patchwork-Techniken, Kreativität und textile Feinarbeit schließlich Kunstwerke mit Aussagekraft.

Neun Frauen haben diese Textilkunst für sich entdeckt und die Gruppe "Hanapha Quilters" gegründet. Seit rund fünf Jahren treffen sie sich alle zwei Wochen im Textilgeschäft "Stoffe, Patchwork & Quilts" von Carola Walczak, um an ihrer Technik zu arbeiten und sich gegenseitig zu inspirieren.

Die Ergebnisse ihrer Arbeit stellen sie in der Meys Fabrik in Hennef aus. Die Idee zur Ausstellung entstand auf der gemeinsamen Reise nach Holland. "Das Land gilt als Mekka der Quiltstoffe, aber auch der Besuch einer Ausstellung des niederländischen Malers Ton Schulten hat uns inspiriert", erzählt Beatrice Biesel, "seine Farbgestaltung und seine grafische Optik bieten viele Anreize."

Nach der gemeinsamen Reise hatten die "Hanapha Quilters" nicht nur neue Ideen, sondern auch Selbstbewusstsein gewonnen, um mit ihren Arbeiten an die Öffentlichkeit zu gehen.

In der Meys Fabrik stellen sie zahlreiche eigene Quilts der vergangenen Jahre und Exponate von befreundeten Gastkünstlern aus. Einer von ihnen ist Hanjo Ulbrecht (65), der fünf Jahre an seinem maritimen Quilt für die Bootskajüte gearbeitet hat. Bei einem verregneten Segeltörn griff er auf den Stoff seiner Frau Heide zurück, die als Textilkünstlerin und Quilt-Kursleiterin ihre Langeweile an Board mit Quilten vertrieb.

"Ich dachte mir, so schwer kann das ja nicht sein", berichtet Hanjo Ulbrecht. "Ich habe mich gar nicht so schlecht angestellt, nur das wiederkehrende gute Wetter hielt mich letztendlich von der Fertigstellung ab." Seine Erfahrungen hat der Autor in einer Kurzgeschichte mit dem Titel "Das Geheimnis des Männerquilts" verarbeitet, die er bei der Eröffnung der Ausstellung vortrug.

Auf Reisen hat auch Annelie Benner (60) die Faszination für den Quilt entdeckt. Vor sieben Jahren besuchte sie auf ihrem USA-Trip unter anderem die Glaubensgemeinschaft der "Amish-People", die ebenfalls Techniken des Quiltens beherrschen.

Ein Quilt besteht meistens aus drei Lagen Stoff. Die Bearbeitung der einzelnen Elemente ist zeitaufwendig. Die Arbeitsschritte können Interessenten in der Meys Fabrik nachvollziehen: Die Ausstellerinnen werden bis zur Finissage am 15. September ein Quilt herstellen, das letztendlich für einen guten Zweck verlost wird.

Jeden Tag wird der Arbeitsfortschritt an einer Schauwand festgehalten. Lose können während der Öffnungszeiten unter der Woche zwischen 15 und 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr oder am Wochenende von 11 bis 18 Uhr gekauft werden. Der Erlös geht an das "Dr. Ehmann-Kinderhaus".

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