Aktion des BUND Rhein-Sieg-Kreis Mit Pinzette, Sieb und Becherlupe untersuchten Kinder den Hardtbach in Witterschlick

ALFTER-WITTERSCHLICK · "Der Strudelwurm ist ein Räuber!" Elian, fünf Jahre alt und patschnass, staunt: Einen Räuber hat er sich anders vorgestellt. Was er in der gelben, mit Wasser gefüllten Wanne sieht, ist ein etwa zwei Zentimeter langes Würmchen mit dreieckigem Kopf. Es bewegt sich so langsam, dass man sich fragt, ob es überhaupt jemals etwas Essbares erbeuten kann.

 Kinder untersuchen das Wasser des Hardtbaches in Witterschlick.

Kinder untersuchen das Wasser des Hardtbaches in Witterschlick.

Foto: Wolfgang Henry

Thomas Ehlert bemerkt die ungläubigen Blicke seiner jungen Zuhörer und macht die Sache noch spannender. "Stellt euch einen Löwen vor, der sich ganz langsam und leise an seine Beute heranschleicht. Ähnlich macht es dieser Wurm - nur eben im Wasser."

Mit Gummistiefeln und Matschhosen wasserdicht verpackt hatten sich am Samstagnachmittag zwölf Mädchen und Jungen mit Eltern und Großeltern auf den Weg gemacht, um gemeinsam mit Thomas Ehlert und Ute Köhler vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) den Hardtbach zu untersuchen. "Der BUND Rhein-Sieg-Kreis bietet diese Aktion in diesem Jahr zum dritten Mal an. Immer finden wir andere Tiere: Bei der letzte Untersuchung haben wir einen Feuersalamander und Signalkrebse entdeckt", berichtet Köhler.

Fünf Minuten Fußmarsch reichten aus, um vom Treffpunkt am Witterschlicker Friedhof aus ein geeignetes "Forschungsgebiet" zu finden. Ausgestattet mit Pinzetten, Becherlupen und Sieben, die als "Fangnetz" dienten, machten sich die Nachwuchswissenschaftler eifrig ans Werk. "Mit dem Gummistiefel ein wenig den Grund aufwirbeln und dann den Schlamm im Sieb auffangen", erklärte Ehlert die Vorgehensweise. Für seine Tochter Elli waren diese Anweisungen überflüssig.

Ganz Profi stand die Vierjährige bereits mit dem notwendigen Arbeitsmaterial im Fluss und präsentierte stolz ihren ersten "Fang". Auch Paula (8) und Luca (5) staunten, wie viele Tiere im Fluss leben. "Die sieht man sonst gar nicht", stellte Jannike (7) fest während sie sich redlich bemühte, einen Bachflohkrebs mit der Pinzette vom Sieb in eine Becherlupe zu transportieren. Auch Eintagsfliegen zappelten im Netz. "Dass wir diese Tiere hier finden, zeigt, dass das Wasser sauerstoffreich ist und eine gute Qualität hat", erklärt der Gewässerbiologe Ehlert.

Das war nicht immer so. "In den 80er Jahren haben Studenten der Universität Bonn genau das gemacht, was wir gerade tun", führte Ehlert aus. "Doch sie fanden nichts! Keine Eintagsfliegen, keine Bachflohkrebse. Der Fluss war aufgrund starker Schwermetallbelastung biologisch tot." Durch den Bau einer Kläranlage hat sich der 15 Kilometer lange Hardtbach, der südwestlich von Volmershoven entspringt und in Graurheindorf in den Rhein mündet, in den vergangenen 20 Jahren erholt.

"Das Stöckchen hat Beine!", tönt es plötzlich aus einiger Entfernung. Gespannt betrachtet die Gruppe den sensationellen Fund. "Eine Köcherfliegenlarve", erklärt Thomas Ehlert. "Die Larve baut sich zum Schutz einen Köcher - sie verklebt kleine Stöcken zu einem großen, mobilen Versteck. Eine geniale Idee und ein kleines Kunstwerk noch dazu."

Zufrieden mit ihrer Arbeit sitzt die kleine Elli am Ende der Aktion auf Papas Schoß und gießt in aller Seelenruhe das Wasser aus ihrem Schuh: "Schau, ich habe mit meinem Gummistiefel einen Bachflohkrebs gefangen. Schade, jetzt ist er weg!"

Der BUND

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) ist eine Umweltschutzorganisation, die 1975 gegründet wurde. Der BUND ist föderal organisiert. Neben dem Bundesverband gibt es 16 Landesverbände und über 2000 regionale Kreis- und Ortsgruppen, die sich mit lokalen ökologischen Problemen beschäftigen.

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