Amtsgericht Siegburgs erste Schiedsfrau

SIEGBURG · Für die Stadt Siegburg stellt es ein Novum dar. Zum ersten Mal ist mit Marga Basche eine Frau in der Kreisstadt zum Schiedsmann bestellt worden, pardon zur Schiedsfrau selbstverständlich. Die 67 Jahre alte Siegburgerin ist jetzt im Januar vom Amtsgericht als Schiedsfrau bestätigt worden.

 Sie soll Streitigkeiten unbürokratisch beilegen: Marga Basche im Gespräch mit Bürgermeister Franz Huhn.

Sie soll Streitigkeiten unbürokratisch beilegen: Marga Basche im Gespräch mit Bürgermeister Franz Huhn.

Foto: HOLGER ARNDT

"Was mich freut, ist die Tatsache, dass der Siegburger Stadtrat Marga Basche im Dezember einstimmig gewählt hat", sagte Bürgermeister Franz Huhn, der Basche, die für die CDU im Rat der Stadt sitzt, gestern persönlich vorstellte. Das zeige, dass man ihr die menschlichen Qualitäten zuspreche, die das Amt erfordere. Marga Basche folgt auf Hans-Josef Königsfeld, der das Amt aus persönlichen Gründen niedergelegt hat. Sie wird zuständig sein für den Schiedsbezirk II, Stallberg, Kaldauen, Nordstadt und Braschoss. Und das für fünf Jahre.

Sie strahlt schon eine gewisse Ruhe aus, wie sie da sitzt, neben dem Bürgermeister. Warum sie sich beworben hat? "Ich habe meinen Mann früh verloren und bin alleinerziehend. Meine beiden Kinder sind gut durchgekommen. Ich habe Glück gehabt und möchte davon etwas zurückgeben", sagt Marga Basche, die zwei erwachsene Söhne hat. "Ich habe ein gutes Gefühl bei ihrer ruhigen, bescheidenen und besonnenen Art", erklärte Huhn.

Marga Basche lebt für das Ehrenamt, gehört einer Reihe von Vereinen an und engagiert sich unter anderen im katholischen Gefängnisverein Siegburg. Sie ist auch Mitglied des Beirats in der JVA Siegburg und leitet seit 1998 eine Gesprächsgruppe mit Inhaftierten. Die Rentnerin war lange Jahre beim Wahnbachtalsperrenverband als Sekretärin beschäftigt und ist seit 2009 für die CDU Mitglied im Siegburger Stadtrat.

Einen juristischen Hintergrund hat die neue Schiedsfrau nicht. "Man soll auch keinen haben", sagte sie. Man müsse gut zuhören können und kommunikativ sein. Gleichwohl wird sie jetzt beim Landgericht Bonn bei einer Fortbildung einen Grundkursus zur Schiedsfrau absolvieren. Mit einem aktuellen Fall ist Marga Basche folglich noch nicht befasst. Das erledigt noch ihr Stellvertreter, Heinz Korbmann, der Schiedsmann im Schiedsbezirk I ist.

Die 67-Jährige, die in Seligenthal wohnt, hat ein verantwortungsvolles Ehrenamt übernommen, soll sie doch dafür Sorge tragen, dass sich Streithähne unbürokratisch und gütlich einigen und ihren Streit, bei dem es zumeist um Bagatellen geht, nicht vor Gericht austragen. Das entlastet die Gerichte und hilft den Streitenden, Kosten zu sparen. Die "Verhandlung" findet immer in den Privaträumen der Schiedsperson statt. Die Gebühr für eine Schlichtung liegt bei zehn Euro. Wird ein Vergleich geschlossen, müssen die Parteien 25 Euro bezahlen.

Erfahrungsgemäß muss eine Schiedsperson mit 15 bis 20 Fällen im Jahr rechnen. Dazu zählen unter anderem Streitigkeiten wegen Verletzung der persönlichen Ehre, Nachbarschaftsstreitigkeiten, Beleidigung, Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung oder Verletzung des Briefgeheimnisses. Nicht immer wird Marga Basche Erfolg haben, aber oft wird sie helfen können, dass die streitenden Menschen wenigstens wieder miteinander reden.

Auch wenn der in der Mittagszeit genutzte Laubsauger des Nachbarn zum Streitgegenstand wird und gegenüber regelmäßig Unmutsäußerungen auslöst - darauf kommt es für Basche an: "Ich muss versuchen, die Parteien miteinander ins Gespräch zu bringen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort