Von der Schulbank in den Landtag

Jan Radermacher nimmt für drei Tage auf dem Stuhl der Christdemokratin Andrea Milz Platz.

 Ausgewiesener Jugend-Abgeordneter: Jan Radermacher.

Ausgewiesener Jugend-Abgeordneter: Jan Radermacher.

Foto: Frank Homann

Bad Honnef. Mitreden in der Landespolitik, einmal in das Leben eines "echten" Parlamentariers hineinschnuppern - der Jugendlandtag macht"s möglich. In Düsseldorf kamen wieder Jugendliche aus allen Regionen des Landes zusammen, um über aktuelle Themen zu diskutieren.

Mit dabei war der Bad Honnefer Schüler Jan Radermacher. Der 17-Jährige, der die Jahrgangsstufe zwölf des Gymnasiums Nonnenwerth besucht, nahm für drei Tage Platz auf dem Sitz der CDU-Landtagsabgeordneten Andrea Milz. Mit Gabriela Quarg sprach er über seine Erlebnisse und Erfahrungen.

General-Anzeiger: Wie wird man eigentlich Abgeordneter des Jugendlandtags?

Jan Radermacher: Ich habe mich per Mail bei unserer Landtagsabgeordneten Andrea Milz beworben, da ich mich schon lange für Politik interessiere. Auch ist es als Schülersprecher des Gymnasiums Nonnenwerth meine Aufgabe, sich für die Belange von jungen Leuten einzusetzen. Durch die Teilnahme am Jugendlandtag hatte ich die Chance, auch mal auf Landesebene mitreden zu können.

GA: Wie setzt sich der Jugendlandtag zusammen?

Zur Person Jan Radermacher ist 17 Jahre alt und lebt in Bad Honnef. Er besucht die Jahrgangsstufe 12 des Gymnasiums Nonnenwerth und ist Schülersprecher. Beim Jugend-Landtag nahm er für drei Tage Platz auf dem Sitz der CDU-Landtagsabgeordneten Andrea Milz.Radermacher: Jeder Landtagsabgeordnete darf einen Jugend-Abgeordneten entsenden, so hat der Jugendlandtag ebenso wie der richtige Landtag 181 Mitglieder. Auch die Mehrheitsverhältnisse der Parteien sind identisch. Als Vertreter von Frau Milz habe ich der CDU-Fraktion angehört. Es hat mich aber selbst ein wenig erstaunt, wie sehr der Jugendlandtag schon von der Parteienlandschaft geprägt war. Zu den Abgeordneten der anderen Parteien habe ich nicht viel Kontakt gehabt. Ehrlich gesagt dachte ich, unter Jugendlichen würde es in dieser Hinsicht liberaler zugehen.

GA: Mit welchen Themen hat sich der Jugendlandtag befasst?

Radermacher: Zu beraten hatten wir über zwei Anträge, die am Ende dann verabschiedet und an den richtigen Landtag weitergeleitet wurden. Hierbei ging es um die beiden Themen "Europa voranbringen" und "Ehrenämter fördern".

GA: Wie sieht die Arbeit eines Politikers genau aus?

Radermacher: Ich bin dem Schulausschuss zugeteilt worden, was gerade in meiner Funktion als Schülersprecher für mich natürlich sehr interessant war. Der Schulausschuss hat sich mit dem Thema Ehrenamt beschäftigt. Die eigentliche Arbeit fand jedoch in den Arbeitskreisen statt. Dort haben wir nicht nur viel diskutiert, sondern auch Experten gehört, unter anderem Fachleute von Wohlfahrtsverbänden. Im Ausschuss musste dann aus den vielen verschiedenen Vorschlägen der Arbeitsgruppen der einzelnen Fraktionen ein gemeinsamer Antrag entstehen. Dieser wurde am letzten Tag im Plenum vorgestellt und verabschiedet.

GA: War es schwierig auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen?

Radermacher: Ja, vor allem da im Ausschuss die Zeit für eine richtige inhaltliche Debatte fehlte. Im Prinzip hatten wir nach den einzelnen Wortbeiträgen und der Vorstellung der Anträge der Fraktionen nur noch fünf Minuten, um alles auf einen Nenner zu bringen. Da habe ich erst einmal das Gefühl dafür bekommen, wie schwierig Politik ist, und warum es so oft zu Entscheidungen kommt, die man nur schwer verstehen kann.

GA: Welche Vorschläge hat der Jugendlandtag denn schlussendlich zu den einzelnen Themen verabschiedet?

Radermacher: Ehrenamtliches Engagement sollte unseres Erachtens bereits in den Schulen stärker gefördert werden, unter anderem durch Vorstellung verschiedener Ämter und Möglichkeiten. Auch haben wir uns dafür ausgesprochen, in jeder Kommune Ehrenamtsbüros einzurichten. Europa möchten wir vor allem durch die Förderung gemeinsamer, europäischer Feste und der Städtepartnerschaften voranbringen. Auch soll es mehr Stipendien für Studienaustausche geben. Außerdem haben wir beantragt, alle öffentlichen Gebäude nicht nur mit der deutschen, sondern auch mit der europäischen Fahne zu beflaggen. Darüber hinaus hat der Jugendlandtag auch einen Eilantrag verabschiedet, der eigentlich gar nicht vorgesehen war. Wir fordern darin, dass die Schuldenpolitik des Landes gewissenhafter betrieben werden soll. Die Investition in Bildung sollte allem voran stehen.

GA: Der Jugendlandtag war für Sie also eine wertvolle Erfahrung?

Radermacher: Ja, ich habe mittlerweile vor der Leistung der Politiker richtig Respekt bekommen. Es ist unheimlich schwierig, die eigenen Interessen nicht nur in den Einklang mit Parteiinteressen zu bekommen, sondern darüber hinaus auch noch parteiübergreifend Kompromisse zu schließen.

GA: Möchten Sie sich in Zukunft politisch betätigen?

Radermacher: Erst einmal möchte ich als Schülersprecher meine Ziele weiterverfolgen. Unter anderem wünsche ich mir, dass der Sport an meiner Schule weiter intensiviert wird, und dass es noch mehr sportliche Wettbewerbe der Schulen untereinander gibt. Als Schülervertretung kümmern wir uns aber zum Beispiel auch um das Thema Schulkleidung, die bei uns jetzt auf freiwilliger Basis eingeführt wurde.

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