Interview mit ehemaligem Stadtdirektor Johannes Vennebusch: "Es gab keine Erfahrungen mit einem so großen Projekt"

Meckenheim · Anfang der 60er Jahre standen Meckenheim und Merl vor großen städtebaulichen Veränderungen. Mit dem ehemaligen Stadtdirektor (1975 bis 1999) Johannes Vennebusch sprach Anke Vehmeier über Chancen und Herausforderungen.

 Johannes Vennebusch am Neuen Markt.

Johannes Vennebusch am Neuen Markt.

Foto: Wolfgang Henry

Warum wurde Meckenheim ausgewählt?
Johannes Vennebusch: Als die Fiktion von Bonn als provisorischer Hauptstadt aufgegeben wurde, wurde zu Beginn der 60er Jahre die Ministerialbürokratie ausgebaut, Verbände und Botschaften und Behörden kamen nach Bonn. Das bedeutete einen großen Zuzug. Meckenheim und Merl lagen verkehrsgünstig und hatten ein Ausbauziel von etwa 3000 auf rund 25.000 Einwohner. Das zur Verfügung stehende Gebiet für Wohnungen, gewerbliche Bauflächen und Sonderflächen war groß. Gute klimatische Bedingen und ein für den ersten Ausbau leistungsfähiger Einkaufsbereich waren vorhanden.

Was waren die drei großen Herausforderungen?
Vennebusch: Jede Menge Wohnungen zu bauen sowie ein gewerbliches Standbein zu schaffen mit Arbeitsplätzen und Dienstleistung. Außerdem war eine städtebauliche Angleichung der alten Ortslagen an die Neubaugebiete erforderlich, um gleich gute Wohn- und Arbeitsbedingungen zu schaffen. Eine ganze Stadt musste geplant werden, mit moderner Infrastruktur wie Straßen, Kanälen und Kläranlagen, aber auch Kindergärten, Schulen, Spielplätzen.

Wie sind Sie damals an die Sache herangegangen?
Vennebusch: Die Finanz- und Verwaltungskraft war in Meckenheim und Merl nicht vorhanden. Und es gab ja auch noch keine Erfahrungen mit einem so großen Projekt. Nach dem Vorbild der "New Towns" im Großraum London gründeten die Gemeinden 1962 gemeinsam mit dem damaligen Landkreis Bonn und der Rheinischen Girozentrale (später West LB) die Entwicklungsgesellschaft Meckenheim-Merl mbH.

Sie sollte die "Neue Stadt Meckenheim-Merl" entstehen lassen. Es mussten mit großzügiger finanzieller Unterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen landwirtschaftliche Flächen angekauft werden, neue Baugebiete geplant und erschlossen werden. Später wurden von der öffentlichen Hand und privaten Investoren Häuser, Schulen, Praxen und Läden errichtet.

Würden Sie heute alles noch einmal so machen?
Vennebusch: Sicher kann man sich das fragen. Doch in der damaligen Situation und unter den Sachzwängen reduziert sich das, was man hätte anders machen können. Als ich 1975 Stadtdirektor wurde, waren die großen planerischen Entscheidungen gefallen. Die ersten Wohngebiete - insbesondere das Ruhrfeld - waren schon realisiert.

Und politisch hatte man sich für zwei konkurrierende Geschäftszentren entschieden. Sicher hat das Probleme hinterlassen, an denen heute noch geknabbert wird. Das Ergebnis der Planung war eben auch ein Kind der Zeit. Als die Bonn-Berlin-Entscheidung fiel, war Meckenheim jedoch für den notwendigen Umstrukturierungsprozess gut gerüstet.

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