Abrissbagger auf Majolika-Gelände Rheinbacher Kleiderstube findet eine neue Bleibe

Rheinbach · Nach dem Auszug vom Majolika-Gelände findet die Rheinbacher Caritas rasch neue Räume im Pfarrzentrum am Lindenplatz. Wo früher die Kleiderstube war, sollen bald rund 600 Menschen wohnen.

Rosmarie Jarosch (von links), Helga Bock und Marilene Hoven beraten Kundin Agnes Schiller in der neuen Kleiderstube.

Rosmarie Jarosch (von links), Helga Bock und Marilene Hoven beraten Kundin Agnes Schiller in der neuen Kleiderstube.

Foto: Axel Vogel

Die Abrissbagger haben ganze Arbeit geleistet. Auf dem Majolika-Gelände an der Keramikerstraße ist von den früheren Werkshallen des Tonwarenherstellers nichts mehr zu sehen. Vom Wunsch eines regionalen Investorenteams, auf dem Areal 287 Wohneinheiten für rund 600 Menschen zu bauen , sind auch die Damen der Pfarrcaritas St. Martin betroffen, die in dem dortigen Sozialzentrum eine Kleiderstube betreiben. Nach eifriger Suche haben sie jetzt im Untergeschoss des Pfarrzenrums am Lindenplatz neue Räumlichkeiten gefunden. Am Donnerstag öffneten sie erstmals die Pforten ihres neuen Domizils.

Bunte Luftballons weisen den Weg. Im Untergeschoss des Pfarrzentrums liegt der Holzduft der neuen Regalwände in die Nase. „Erst hieß es: Es ist Schluss für uns“, berichtet Helga Bock vom Kleiderstubenteam der Pfarrcaritas. Anfang Dezember habe die Gruppe die Nachricht erhalten, dass Mitte Februar der Auszug aus dem Sozialzentrum an der Keramikerstraße ansteht. „Wir haben schon einen großen Ausverkauf gemacht, weil wir dachten, dass alles raus muss“, sagt Bock.

Doch es kommt anders: „Ende Dezember erreichte uns die glückliche Nachricht der Pfarrgemeinde, dass wir diese Räume im Pfarrzentrum nutzen dürfen.“ Nur wenige Meter von Rheinbacher Einkaufsmeile Hauptstraße entfernt, ist somit ein maximal zentral gelegener Anlaufpunkt für alle gefunden, die preisgünstig Kleidungsstücke für Kinder, Frauen und Männer, Bett- oder Tischwäsche erstehen wollen.  „Bei uns muss niemand eine Bedürftigkeit in irgendeiner Art nachweisen“, berichtet Rosmarie Jarosch vom Team der Kleiderstube. „Unsere Einnahmen kommen nämlich wiederum Projekten der Pfarrcaritas zugute“, weiß Jarosch.

Bereits kurz nach der Eröffnung sind die ersten Kunden da. „Ein T-Shirt für einen Euro, eine Winterjacke für fünf Euro – wo gibt es so etwas schon mal?“, fragt Jarosch. Bei hochwertiger Markenware können die Preise auch höher ausfallen. Die drei Räume plus einem Lagerraum sind allesamt frisch renoviert, schwärmt sie. Über einen Aufzug ist die neue Kleiderstube barrierefrei zu erreichen. Einziger Wermutstropfen: Die neue Kleiderstube ist – zumindest im Vergleich zu den räumlichen Möglichkeiten im Sozialzentrum – eher ein „Stübchen“. Da die Räumlichkeiten begrenzt sind, können nicht mehr so große Mengen an Kleidungsstücken wie bisher angenommen werden. Doch die acht Damen wissen sich zu helfen: So ist die wöchentliche Kleiderannahme im Foyer des Pfarrzentrums vorgesehen.

Dafür ist aber mehr Raum für Kommunikation vorhanden. Es gibt eine Spielecke mit Legosteinen, Bilderbüchern und Malstiften für Kinder und einen Sozialraum für Gespräche. „Der Raum eröffnet die Chance, mehr Begegnung zu ermöglichen“, findet Diakon Friedrich Roos. Dieser Begegnungsort sei wichtig, da viele Nutzer des Angebots der Kleiderstube aus unterschiedlichen Kulturen und Milieus stammten und mit ganz unterschiedlichen Erwartungen in die Stube kämen. Schön sei, so Roos, dass die Kleiderstubenkunden die Institution Kirche auf ganz andere Weise wahrnehmen, wie etwa in Gottesdiensten und Sakramenten. „Hier ist das Geschwisterliche der Kirche spürbar“, sagt der Diakon. Viele Flüchtlinge hätten dies etwa 2015 erleben können, sagt Bock . „Da haben wir jeden Löffel, jedes Gedeck und so gut wie jede Kleiderspende brauchen können.“

Die Kleiderstube öffnet donnerstags von 14 bis 17 Uhr. Kleiderspenden sind  von 16 bis 17 Uhr willkommen.

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