Post in Wachtberg-Villip Eine Schalterhalle wie früher

WACHTBERG-VILLIP · Die Postfiliale im Wachtberger Dorf Villip hat nostalgisches Flair. Hier wird noch alles per Hand abgerechnet und der Service ist persönlich.

 Blick hinter den Schalter: Luc Buyck bei der Arbeit.

Blick hinter den Schalter: Luc Buyck bei der Arbeit.

Foto: Axel Vogel

Es gibt sie noch, die klassische Post mit Schalter, Holzschränken und Briefmarkenmappen. Die Telefonzelle, einst die erste im Dorf, ist zwar abgeschaltet und die Briefmarke selbstklebend. Trotzdem hat sich in Villip ein nostalgischer Charme bewahrt, den man in den üblichen Postbankfilialen kaum findet.

Frankieren, Retoursendung, Paketgrößen – längst sind Luc und Jutta Buyck aus Meckenheim Preise und Leistungen rund um den Brief- und Paketversand in Fleisch und Blut übergegangen. Während Jutta Buyck eine Filiale des Bonner Konzerns in Flerzheim betreibt, steht Ehemann Luc seit 2010 hinter dem Schalter an der Holzemer Straße in Villip.

Gemeinsam mit Elisabeth Gertzmann sorgt er dafür, dass die Bürger von Villip, Villiprott und Holzem wohnortnah den Service des gelben Logistikers nutzen können. Bereits seit 1941 gibt es in dem zweistöckigen Gebäude eine Postfiliale.

Post in Wachtberg-Villip
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Im Vorgarten plätschert eine kleine Mühle am Teich, der Eingang erinnert eher an ein Privathaus. Früher gab es eine Leuchtreklame an der Fassade, aber die ist längst abmontiert. Lediglich ein gelber Briefkasten vor der Tür dient als Hinweis. „Aber man kennt uns“, sagt Buyck.

Im Inneren scheint die Zeit stehen geblieben zu sein

Am Schalter steht eine Vase mit frischen Gartenblumen, an der Wand hängt ein altes Plakat vom Drachenfels. Dort, wo früher die erste öffentliche Telefonzelle des Ortes stand, lagert Elisabeth Gertzmann heute Putzutensilien.

Ein paar Schritte weiter steht Buyck – so wie vor Jahrzehnten – hinter einem Schalter mit Glasabtrennung. „Elektronik brauchen wird hier nicht. Hier wird alles noch per Hand erledigt“, sagt der ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bahn, der seit ein paar Jahren pensioniert ist. Lediglich das Licht, die Waage und eine Rechenmaschine würden mit Strom arbeiten. „Alle Buchungen werden schriftlich übertragen. Unsere Kasse hat noch immer gestimmt“, bemerkt er stolz.

Eigentlich ist Elisabeth Gertzmann für die Villiper die „Christel von der Post“. Bereits 1989, als die Kinder größer waren, hat sie in ihrem Haus aus dem Jahr 1941 die Filiale übernommen. „Damals wussten alle, dass ich im ersten Stock wohne“, erinnert sie sich gerne zurück. „Als ich einmal krank war und eigentlich das Bett hüten musste, klingelte mich ein Kunde heraus, weil er ein neues Telefonbuch haben wollte.“

2009 wollte sich die gelernte kaufmännische Angestellte eigentlich aus dem Geschäft zurückziehen. Doch es fehlte ein Nachfolger, im Ort formierte sich Widerstand gegen eine drohende Schließung. Da kam es ihr sehr gelegen, dass Buyck – ein gebürtiger Belgier – 2010 nach seiner Pensionierung noch stundenweise arbeiten wollte. Schnell einigten sich beide darauf, gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Post im Dorf bleibt und täglich für ein paar Stunden öffnet.

Die Geschäfte mit Briefen, Päckchen und Paketen laufen gut. „Durchschnittlich 50 bis 60 Kunden kommen täglich“, berichtet der 63-Jährige. Was andere Filialen an zusätzlichem Service leisten, das machen Gertzmann und Buyck mit Charme und Freundlichkeit wett. „Wir kennen jeden Kunden persönlich. Es ist immer wieder schön, wenn man mit den Leuten ins Gespräch kommt“, erklärt Gertzmann.

"Das hat doch Charme"

Gleich zweimal kommt Bärbel Kemp an diesem Tag herein. Die Nachbarin plant mit ihrem Mann eine Ausstellung im historischen Fachwerkhof, nur rund 200 Meter entfernt am Anfang der Holzemer Straße. „Heute verschicke ich nur die Einladungen. Wenn mein Mann aber seine Drechselarbeiten versendet, dann bringen wir auch schon mal große Pakete“, sagt Bärbel Kemp. Sie stört es überhaupt nicht, dass die Villiper Post nicht über eine moderne, offene Theke, sondern über einen althergebrachten Schalter verfügt. „Das hat doch Charme“, sagt sie. „Wenn es die Post nicht mehr gäbe, dann müsste ich bis Berkum fahren. Deshalb freue ich mich immer über dieses Angebot.“

Dass die Holzemer Straße auch in Zukunft die Adresse der örtlichen Postfiliale sein wird, daran zweifelt Rainer Ernzer, Sprecher des Konzerns Deutsche Post DHL, nicht. „Es gibt keine andere Möglichkeit im Ort.“ Deshalb bleibe die Filiale auch in Zukunft so bestehen. An Gertzmann und Buyck soll es jedenfalls nicht liegen. „Uns macht die Arbeit Spaß. Wir machen weiter, solange wir können“, sind sich beide einig. „Die Post ist heute unser gemeinsames Hobby.“

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