Beginn der Wetteraufzeichnungen 2020 war das wärmste Jahr in Bonn seit 1895
Bonn · Das Jahr 2020 war deutschlandweit deutlich zu warm. Auch in Bonn ist die Durchschnittstemperatur auf einen neuen Rekordwert gestiegen. Zudem war es ein sehr sonnenscheinreiches und zu trockenes Jahr.
Wie die meisten Jahre dieses Jahrhunderts war auch das Jahr 2020 wärmer als normal. Es war sogar das wärmste Jahr seit Beginn der Bonner Wetteraufzeichnungen ab 1895. Das geht aus Aufzeichnungen des ehemaligen Chefstatistikers der Stadt Bonn, Klaus Kosack, hervor.
Ein weiteres zu warmes, zu trockenes und diesmal sehr sonnenscheinreiches Jahr – dies ist kurz die Witterungs-Charakteristik des gerade abgelaufenen Jahres 2020. Im Jahresdurchschnitt wurden 13,0 Grad Celsius gemessen, das sind 2,6 Grad Celsius mehr als im langjährigen Mittel. Damit hat das Jahr 2020 den bisherigen Spitzenreiter 2018 in 127 Beobachtungsjahren noch um 0,1 Grad übertroffen. Das kühlste Jahr der letzten 127 Jahre war das Jahr 1940 mit 8,3 Grad Celsius. In den letzten 30 Jahren gab es nur drei Jahre – zuletzt 1996 – mit einer negativen Abweichung, dagegen aber über 20 Jahre mit einer Jahrestemperatur von elf Grad Celsius und mehr.
Alle Monate des Jahres waren wärmer als normal, auch das gab es in Bonn noch nie. Der August hat seinen Rekord von 1947 eingestellt. Der heißeste Tag des Jahres war der 8. August, wo nachmittags die Bonner bei 38,5 Grad Celsius schwitzen mussten. Eher ungewöhnlich: Am 30. November wurde mit minus 4,4 Grad Celsius die tiefste Temperatur des ganzen Jahres gemessen. Im Vorjahr wurden folgende Extremwerte gemessen: Höchste Temperatur: 41,9 Grad Celsius (25. Juli) und tiefste gemessene Temperatur minus 7,3 Grad Celsius am 21. Januar. Die Extremtemperaturen der letzten 127 Jahre wurden am 25. Juli 2019 mit 41,9 Grad Celsius und am 27. Januar 1942 mit minus 23,8 Grad Celsius registriert.
26 Tage über der 30-Grad-Marke
An 26 Tagen (2019: 24) kletterte die Quecksilbersäule über die 30-Grad-Celsius-Marke, 75 (70) Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius im Schatten konnten notiert werden. Auf der anderen Seite gab es 17 (25) Frosttage (Minimum unter 0 Grad Celsius). 2020 gab es keinen Eistag (Maximum unter 0 Grad Celsius), 2019 gab es derer zwei. Zuletzt hat es im Frühling 2020 am 2. April gefroren, der erste Frost im zweiten Halbjahr wurde erst am 30. November gemessen. Damit betrug die frostfreie Periode 241 (Vorjahr: 226) Tage. Die Eisheiligen im Mai können die Bonner seit Jahrzehnten getrost ignorieren; den letzten Frost in einem Mai- Monat gab es 1953. Sommertage mit mehr als 25 Grad Celsius wurden zwischen dem 8. April und 23. September beobachtet. Damit betrug die Sommerperiode 168 Tage, neun Tage weniger als 2019.
Die Sonne schien insgesamt 2013 (2018: 1833) Stunden, 180 Stunden mehr als im Vorjahr. Das ist Platz zwei in 52 Beobachtungsjahren. Damit übertraf die Sonne um 471 Stunden ihr langjähriges Soll. Nur die Monate Februar, Oktober und Dezember schafften das Monatssoll nicht. Der trübste Monat des Jahres war diesmal der Oktober, der gerade 68 Prozent seines Solls schaffte. Am längsten schien die Sonne mit 303 Stunden im Mai.
2020 war zu trocken
Auch 2020 war ein zu trockenes Jahr: An 169 (Vorjahr 192) Tagen fielen insgesamt 600 Liter pro Quadratmeter (675 Liter pro Quadratmeter) Niederschläge, 21 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Dies ist Platz 108 in der 173jährigen Regen-Chronik der Stadt. 2020 wurden 14 (18) Sturmtage registriert, am 18. August wurde mit 18 Metern pro Sekunde die stärkste Windbö gemessen. Auch wenn das Jahr 2020 mit seinen Werten gegenüber dem Vorjahr ähnlich dasteht, reiht es sich dennoch in die Beobachtungen der letzten Jahre ein: Die zu warmen Jahre häufen sich, sie sind häufig auch zu feucht (außer den letzten drei Jahren) und sonnenreich.
Seit 1895 haben sich die Jahrestemperaturen um 2,0 Grad Celsius im Mittel erhöht, auch die Jahresniederschläge liegen heute um rund 150 Liter pro Quadratmeter höher. Kurz: Auch in Bonn ist der Klimawandel angekommen.