Auf Stadtsafari in Bad Godesberg Der Neue schaut in Muffendorf und Pennenfeld vorbei

Muffendorf/Pennenfeld · Ein Godesberg-Neuling betrachtet die Ortsteile mit den Augen des Erstbesuchers – und mit unverstelltem Blick auf die Dinge. GA-Redakteur Alexander Barth hat für diesen Teil der Serie seine Eindrücke aus Muffendorf und Pennenfeld aufgeschrieben.

 Historische Ader: Die Muffendorfer Hauptstraße macht Lust auf Dorf.

Historische Ader: Die Muffendorfer Hauptstraße macht Lust auf Dorf.

Foto: Alexander Barth

Wenn, dann das hier. Dieser Gedanke manifestiert sich beim Anblick der Hauptstraße als Antwort auf die Frage: Wo passt der Zusatz „Dorf“ am besten für einen Bad Godesberger Bezirk? Bei einer Pause auf der Bank neben dem Blumengeschäft, kurz vor dem nördlichen Ende der von alten Höfen und schmucken Häuschen gesäumten Chaussee ist kaum ein anderer Eindruck möglich. Auch abseits der historischen Schlagader strahlt Muffendorf vor allem Ruhe aus. Seit der Steinzeit sollen Menschen den Höhenzug besiedeln, rund 1,5 Kilometer Luftlinie vom Rhein entfernt ist hier kaum etwas zu spüren von zentraler Bad Godesberger Betriebsamkeit. Später soll es bei dieser Safari noch zurück in die Ebene gehen – in den ungleich jüngeren und glasklar andersartigen Ortsteil Pennenfeld.

Ähnlich wie zuvor schon auf dem Weg zur Safari in Schweinhein führt der Weg für den stadtreisenden Reporter zunächst nach oben. Zwischen Deutschherrenstraße und Remi-Baert-Platz liegen gleich einige Höhenmeter. Auge und Hirn verweilen dort zunächst kurz beim Namensgeber des Platzes. Ein vorbeiflanierender Hundebesitzer muss passen. „Ich weiß ja nicht einmal, was eine Kommende ist“, sagt der Mann und setzt ein Grinsen auf, sein Labrador bellt wie zur Zustimmung. Der jahrhundertealte Schmuckbau sei allgegenwärtig, aber irgendwie auch nebensächlich, sagt Herrchen.

Überall Altertümchen, auch im Modernen

In der nahen Martinstraße trifft der Stadtwanderer auf ein Ensemble aus Kirche, Friedhof und Wohnhäusern, wie man es sonst in südlichen Gefilden vorfindet. Wer dann den Blick Richtung Siebengebirge schweifen lässt, steht mit allen Sinnen über den Dingen. Auch beim Weiterzug durch die ehemals unabhängige Gemeinde offenbaren sich vor allem Altertümchen, auch im Modernen: Neue Kita, altes Tor, so das Szenario an der Klosterbergstraße. Von der Muffendorfer Hauptstraße hat der Neue schon gehört. Okay, wow. Alte Höfe mit Innenleben, historische Wohnhäuser, alle dicht gedrängt. Galerien, Handarbeit, die kleine Beethovenhalle, hier scheint die Welt in Ordnung. Hat schon einmal jemand eine Nahversorgung vermisst?

Stimmungsvoll: Die Friedhof und die Umgebung der Kirche Alt St. Martin in Muffendorf.

Stimmungsvoll: Die Friedhof und die Umgebung der Kirche Alt St. Martin in Muffendorf.

Foto: Alexander Barth

Auch abseits des Hauptpfades lohnt der Blick. Wer dort oben wohnt, hat den Durchblick. Apropos abseitig: Freie Wohnungen in Muffendorf, vor allem in oder um die Hauptstraße, seien schnell vom Markt, sofern sie überhaupt dort auftauchen, sagt eine junge Frau, die vor einem Haus am unteren Ende des steilen Wegs „Am Gässchen“ einen Feierabend-Drink genießt. Wie kommt man also hier an eine Behausung? „Glück haben“, sagt sie. „Wir haben eine Anzeige in einem Online-Portal gesehen, es war kein Bild dabei. Das hat andere anscheinend abgeschreckt. Wir haben uns gemeldet, es gab kaum Interessenten, wir haben zugeschlagen.“ In diesem Jahr stand für sie auch die Premiere bei der Muffenale an – einem kreativ-traditionellen Volksfest, das in Bonn so auch nicht alle Tage und allerorten vorkommt.

Edle Reben wachsen auf Muffendorfer Gebiet

Alles in allem offenbart sich Gegensätzliches, was die Wohnlandschaft angeht. Während sich vor allem im historischen Kern Haus an Haus drängt und mancher Autobesitzer kreativ mit knappem Parkraum umzugehen hat, sieht es anderswo am Hang deutlich heterogener mit der Bebauung aus. Oder auch: Heiligenhäuschen neben 50er Jahre-Wohnhaus. Unerwartet kommt noch die Tatsache zu Augen, dass sogar edle Reben auf Muffendorfer Gebiet wachsen, was die Existenz der gemütlichen Verweilzone namens „Wein-Ecke“ mindestens rechtfertigt.

Die Zanderstraße in Pennenfeld.

Die Zanderstraße in Pennenfeld.

Foto: Alexander Barth

Mit diesen Gedanken macht sich der Safari-Gänger auf den Abstieg gen Pennenfeld, wo deutlich urbanere Strukturen mit Gemeinschaftswohnraum jüngeren Datums herrschen, aber auch versteckte Ruhepunkte warten – man muss sie nur suchen und finden wollen. Vom grob ausgemachten Kern rund um die Kreuzung Zanderstraße und Albertus-Magnus-Straße aus lässt sich der Charakter erkunden, schon binnen wenigen Gehminuten wird man dazu gewahr: Die Grenzen zu den umgebenden Ortsteilen sind auch hier fließend. „Pennenfeld-Lannesdorf und Pennenfeld-Muffendorf, da ist schon ein Mentalitätsunterschied zu erkennen“, sagt ein freundlicher Einzelhändler, den „man kennt“, wie er sagt.

“Licht und Schatten“ im Feld

Kaum vorstellbar, dass das „Feld“ im Namen vor etwas mehr als einem halben Jahrhundert noch quasi Realität war. Heute teilen sich Mehrparteienhäuser und Einfamilienbauten den Charakter. „Licht und Schatten“, sagt der Händler auf die Frage nach seinem Gefühl zur Umgebung. „Klar gibt es Probleme, aber Pennenfeld ist trotzdem ein lebenswerter Ort. Es gibt so viele Wiesen, trotz der vielen Häuser.“ Noch schnell sein Tipp für den Pennenfeld-Rundgänger: „Achte mal auf die Straßennamen und auf die kleinen Schilder darunter. Da erfährt man viel Interessantes, da sind viele dabei, die sich gegen die Nazis aufgelehnt haben. Finde ich gut, dass dann nach ihnen Straßen benannt wurden.“

Je näher es dann dem Bad Godesberger Zentrum geht, desto weiter wird der Raum zwischen den Häuserzeilen. Apropos Grenzen, denkt der Stadtwanderer am Ende noch: Das Sportzentrum mit seiner Turnhalle, das gerade erst wieder für einige Tage und sehr zum Ärger von Schulen und Vereinen wegen Wasserschaden gesperrt war, liegt laut städtischem Stadtplan – in Lannesdorf. Was gehört wohin und wer wozu? Es bleibt spannend.

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