Vorsorge fürs nächste Unwetter Mehlemer Bach ist ein "Rennpferd"

MEHLEM · Wer sein Haus bei starken Regenfällen schützen will, muss schnell sein. Die Feuerwehr bietet nun Hochwasser-Schulungen an.

Innerhalb von 15 Minuten war der Mehlemer Bach beim Hochwasser im Juni über die Ufer getreten und hatte den Ort überflutet. "Er ist ein Rennpferd, das man nicht beherrschen kann", sagt Feuerwehrmann Helmuth Pfitzmeier. "So was kann jederzeit wieder passieren." Und weil der Plan der Stadt Bonn, einen zusätzlichen Abflusskanal direkt zum Rhein zu bauen, noch Jahre dauern wird, ergreifen nun die Wehrleute die Initiative: In einer kostenlosen Schulung wollen sie den Bürgern Tipps geben, wie sie sich mit einfachen Maßnahmen selbst vor einem erneuten Hochwasser schützen können.

"Das sehen wir als unsere Pflicht an", sagt der ehemalige Brandinspektor Karl-Heinz Katz, der mit Pfitzmeier und Löscheinheitsführer Thomas Schlieber die "Fachgruppe Bach-Hochwasser" in Mehlem gegründet hat.

An vier Abenden im August, September und Oktober zeigt die Feuerwehr, wie man Sandsäcke befüllt, mit Folie die Hausöffnungen abdichtet und Pumpen benutzt. "Im Ernstfall haben wir gar nicht genug Leute, um allen zu helfen", sagt Katz.

Deshalb entwickelten die Helfer nicht nur ein Konzept zur Selbsthilfe, sondern auch eins für die schnellere Alarmierung. Die Menschen reagierten erst, wenn es schon zu spät sei. "Der größte Teil des Melehmer Bachs verläuft unterirdisch, man erkennt einfach nicht, wann das Hochwasser kommt", sagt Pfitzmeier, der selbst im Überflutungsgebiet wohnt. Mit der Gemeinde Wachtberg, die weiter flussaufwärts liegt, will die Feuerwehr deshalb ein Frühwarnsystem aufbauen.

"Sobald es da oben losgeht, müssen auch die Mehlemer Bescheid kriegen", so Katz. Was es bedeutet, wenn die Sirenen heulen, erklärt die Feuerwehr in einem theoretischen Teil. Auch Ansprechpartner des städtischen Tiefbauamtes, der Berufsfeuerwehr und des Technischen Hilfswerks werden an den Abenden dabei sein.

Sorge bereitet den Ehrenamtlichen, dass die Überflutungen in den vergangenen Jahren zugenommen haben. In den 30er und 60er Jahren gab es zwei große Hochwasser, jetzt waren es schon zwei in drei Jahren. "Und auch dazwischen war es mal kurz davor", sagt Pfitzmeier.

Wie Mehlem aussähe, wenn es Regenfälle wie 1931 gäbe, wollte er sich nicht ausmalen. Damals standen die Straßen einen Meter unter Wasser. "Die Siedlung ist heute viel dichter bebaut, die Fluten haben also weniger Platz, um sich auszubreiten." Da sei es für ihn unverständlich, dass die Stadt erst vor kurzem die letzte freie Fläche im Ort an einen Investor verkauft hat. "Wir können uns nicht endgültig schützen, aber das tun, was möglich ist."

Hochwasser-Schulung:

"Ertüchtigung der Bevölkerung zur Selbsthilfe" nennt die Feuerwehr Mehlem ihre kostenlose Hochwasser-Schulung für die Bürger. Jeweils montags, am 26. August, 9. September, 14. und 28. Oktober, zeigen sie von 19 bis 21 Uhr auf dem Gelände der Feuerwache, wie man sich bei Überflutungen am besten verhält. Auch die Stadt Bonn, das Technische Hilfswerk und die Berufsfeuerwehr werden anwesend sein. In den kommenden Tagen verschickt die Stadt an alle betroffenen Anwohner Infobriefe.

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