Kunst in der Pauluskirche Zwischen Welt und Kirche

Friesdorf · Rübsaamens Betonskulptur "Etwas fehlt" ziert nun die Pauluskirche - interessante Einblicke am Portal.

 Stellen die neue Skulptur vor: (links) Architekt Marc Löchte, Pfarrer Siegfried Eckert und Künstler Dieter Rübsaamen.

Stellen die neue Skulptur vor: (links) Architekt Marc Löchte, Pfarrer Siegfried Eckert und Künstler Dieter Rübsaamen.

Foto: Ronald Friese

Was befindet sich zwischen Kirche und Welt? Ein Transitraum, meint Pauluskirchen-Pfarrer Siegfried Eckert und hat die Chance ergriffen, für die Gestaltung dieser Schwelle im neu erweiterten Friesdorfer Kircheneingang ein Thomas-Kirchengemeindemitglied zu beauftragen. Und zwar eines, das als Künstler internationales Renommee besitzt: Dieter Rübsaamen wird von der Kunstkritik als einer der "ernsthaftesten Ironiker" gefeiert, "aber einer, der immer von humanistischer Leichtigkeit getragen wird".

Der 77-Jährige, der derzeit auch im Kunstmuseum Bonn ausstellt, hat nun der Pauluskirche mit Architekt Marc Löchte eine fast drei mal drei Meter große Betonskulptur in den Transitraum gestellt, die aus einem in Mischtechnik mit Schriftelementen versehenen Bild besteht. Das ist wiederum auf grünfarbigem Grund in den Beton eingelassen - mit Ausnahme der oberen Ecke.

"Etwas fehlt" heißt dieses Werk somit. Und fehlen tut nicht nur die Stifterin Waldtraud Sewekow, die vor kurzem starb und an die sich viele in der Gemeinde erinnere, wie Pfarrer Eckert erläutert. "Meine Arbeit ist im Grenzbereich der empirischen Wissenschaften angesiedelt, künstlerisch von Anfang an auch von Marcel Duchamp geprägt, dessen Herangehensweise bestimmt wurde von seinem Motto: die Kunst wieder in den Dienst des Geistes zu stellen", sagt Dieter Rübsaamen selbst.

Ausgangspunkt seien für ihn also Elemente der analytischen Philosophie. Rübsaamen erläutert das an Gedanken Ludwig von Wittgensteins, Thomas Nages und Jürgen Habermas. Es gehe ihm um ein "gefühlvolles" Sehen des Ganzen der Welt. Dieses Ganze sei aber nicht mehr sagbar, sondern es könne nur "bedeutet", also gezeigt werden. Und dabei zeige sich dieses Ganze als das Unaussprechliche, zeigt Rübsaamen an seiner Bildskulptur. Sie handle eben von dem Bewusstsein, dass etwas fehle.

Die Skulptur im Gegenüber zur neuen Kirchentür stehe im Transitraum auf der Grenze zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem auf einem schmalen Grad zwischen Welt und Kirche, sagt Pfarrer Eckert. "Jenseits allen menschlichen Erkenntnis, aller Sprache und Darstellungskunst existiert halt etwas Unaussprechliches, Unfassbares und Ungestaltbares." Dieser Gedanke präge nun endlich auch den neuen Eingang in die Pauluskirche.

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