Naturschutzgebiet Siegaue 331 Pflanzenarten fühlen sich hier heimisch

BEUEL · Die in diesem Jahr vorgelegte Diplomarbeit von Annika Eitner hat als Ergebnis einige neue Erkenntnisse für den nachhaltigen Naturschutz. 331 Pflanzenarten wachsen im Bonner Teil des Naturschutzgebiets Siegaue - darunter so seltene Pflanzen wie die Gelbe Wiesenraute und der Schlangenlauch. Durch die Forschungsarbeit der in Bonn lebenden Biologiestudentin sind diese Bestände entdeckt worden.

 Annika Eitner und Christian Chmela sind in der Siegaue unterwegs, um Tier- und Pflanzenarten zu fotografieren.

Annika Eitner und Christian Chmela sind in der Siegaue unterwegs, um Tier- und Pflanzenarten zu fotografieren.

Foto: Holger Willcke

Festgestellt hat Eitner bei ihrer Diplomarbeit mit dem Titel "Flora und Vegetation der Siegaue im Bonner Stadtgebiet", dass sich das Drüsige Springkraut in der Siegaue enorm vermehrt und ausgebreitet hat. "Die Pflanze stammt ursprünglich aus dem Himalaya und hat sich seit den 1950er-Jahren über Privatgärten rasant verbreitet", sagte Eitner, die jetzt mit ihrem Studium fertig und als Agraringenieurin auf Jobsuche ist.

Christian Chmela, Leiter der in Dransdorf ansässigen Biologischen Station, stuft das Naturschutzgebiet als äußerst wertvolle Auenlandschaft ein: "Wer von der Siegfähre aus in Richtung Rhein wandert, der erlebt ein klassisches Savannenbild."

Den Pflegezustand des Gebietes bezeichnete Chmela als gut. Ein Landwirt würde die Flächen im Vertragsnaturschutz verwalten und die Wiesen zwei- bis dreimal im Jahr mähen. Gedüngt würde schon seit Jahren nicht mehr. Dadurch wäre mit der Zeit die enorme Artenvielfalt in der Siegaue entstanden.

Die Biologische Station unterhält auf dem 150 Hektar großen Gelände ein sogenanntes Kopfweiden-Projekt. Einmal im Jahr werden die Weiden bis auf einen etwa einen Meter hohen Stumpf zurückgeschnitten. Die neuen Austriebe wachsen in einem Jahr ungefähr 2,50 Meter. Dadurch haben die Bäume ihr buschiges Erscheinungsbild.

Mit großer Spannung erwartet Chmela die von der Bezirksregierung Köln geplante Siegauen-Renaturierung. Auf einer Länge von acht Kilometern soll die Sieg von der Mündung bis zur Autobahn A 59 von ihrer Böschung befreit werden. Ziel ist es, dass sich die Sieg ihr Flussbett wie früher selbst sucht und sich dadurch eine natürliche Auenlandschaft entwickeln kann.

Laut Christian Chmela tagt Ende August der zuständige Projektbeirat, um weitere Planungsschritte festzulegen. "Diese Maßnahme wird das Erscheinungsbild der Sieg in diesem Flussabschnitt erheblich verändern. Es werden sich viele kleine Nebengewässer und Inseln bilden, die zusammen ein breites Flusstal darstellen werden - ähnlich wie an der Loire in Frankreich", erklärte der Diplom-Biologe.

Naturschutzgebiet Siegmündung

Zusammen mit der Ahrmündung ist das 150 Hektar große Naturschutzgebiet Siegmündung das letzte weitgehend naturbelassene Mündungsgebiet eines größeren Nebenflusses des Rheins. Insgesamt ist das Landschaftsschutzgebiet Siegauen 600 Hektar groß (Bonn und Rhein-Sieg-Kreis).

Seit dem Jahr 2004 ist die Siegmündung auch als sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH) in das europäische Schutzgebietsnetz "Natura 2000" aufgenommen. Die besondere Pflege lohnt sich: An der Sieg brüten mehr als 60 Vogelarten regelmäßig.

Wegen der hohen Schutzbedürftigkeit der Landschaft gelten folgende Regeln: Anleinpflicht für Hunde, Wegegebot, kein offenes Feuer, Pflanzen dürfen nicht gepflückt werden, Müll darf nicht hinterlassen werden, und das Lagern am Wasser ist verboten. Einzige Ausnahme: Auf beiden Uferseiten der Siegfähre sind Bereiche zum Campieren ausgewiesen. Verstöße gegen diese Regeln können die Ordnungsbehörden mit Bußgeldern ahnden.

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