Klangkunst-Festival am Rheinufer Ein Brückenschlag zum Hinhören

BEUEL · Wer verschwendet im oft stressigen Alltag schon einen Gedanken an die Geräuschkulisse der Stadt und ihrer Orte? "Diskussionen über Geräusche sind meist nur Diskussionen über Lärm", gibt Carsten Seiffarth zu bedenken. Seit fünf Jahren ist er für "bonn hoeren" verantwortlich, in diesem Jahr gibt es bis zum 22. Juni zum ersten Mal ein größeres Festival. Dazu gehört die Installation des Stadtklangkünstlers Stefan Rummel.

 Ein Teil des Festivals "bonn hoeren": Stefan Rummel in seinem beschallten Kubus in Höhe des Hauses am Rhein.

Ein Teil des Festivals "bonn hoeren": Stefan Rummel in seinem beschallten Kubus in Höhe des Hauses am Rhein.

Foto: Max Malsch

Der große Kubus in Braun und Grau am Beueler Rheinufer auf Höhe des Hauses am Rhein fällt auf. Rummel, der seit einigen Monaten in einer eigens für die Künstler des Festivals bereitgestellten Wohnung in Plittersdorf wohnt, hat in ihm seine akustische Idee von Bonn umgesetzt. "Ich habe Bonn vom Rhein aus entdeckt und mich immer weiter vorgearbeitet", erzählt der Künstler. Besonders aufgefallen sei ihm dabei die Grotte am Willhelm-Spiritus-Ufer.

Deren gewölbte Muschelform sei ein Reflektor für die vielfältigen Geräusche, die von Straße und Rheinufer erklingen und quasi auf die andere Seite transportiert würden. So entstand die Idee, die beiden Uferseiten künstlerisch zu verbinden: Die Grotte wird, ebenso wie der Kubus auf der Beueler Seite, durch vier Lautsprecher mit typischen Klängen beschallt. Wer diese wahrnehmen möchte, kann sich in die Grotte oder den Kubus stellen und mit Blick auf den Rhein rund um die Uhr die Geräusche seiner Umgebung einmal anders wahrnehmen. Ein Aufsteller soll künftig über die Idee hinter dem Werk informieren.

"Die beiden sind aber nicht nur Sender, sondern auch Empfänger", erklärt Rummel. Bei stärkerem Wellengang würden die Geräusche innerhalb des Kubus' deutlich verstärkt. Das bewusste Wahrnehmen von Geräuschen ist laut Carsten Seiffarth auch das Ziel von "bonn hoeren". Zum fünfjährigen Bestehen soll das Festival, das längst überregionale Resonanz erfährt, auch als solches begangen werden, sprich: viele Installationen in einem zeitlich komprimierten Rahmen. "Wir müssen ja auch für Aufmerksamkeit sorgen", erklärt er.

Besonders froh zeigt er sich darüber, dass einige der Arbeiten bis Ende des Jahres installiert bleiben und den Menschen, beispielsweise im Botanischen Garten, offenstehen. "Schließlich ist der Klang ein wichtiges Medium." Dem soll durch "bonn hoeren" in der Stadt mit seinen diversen "Geräuschproblemen" in den kommenden Tagen mehr Beachtung geschenkt werden.

Das gesamte Programm und die Installationen sind unter www.bonnhoeren.de einsehbar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort