Denkmäler in Beuel Eine Burg diente als Vorbild

Limperich · Die Heilig Kreuz Kirche in Limperich gehört zu den jüngsten Kirchen in Bonn. Der Kunstwissenschaftler Wilfried Hansmann erklärt die Architektur des imposanten Bauwerks. Zur einzigartigen Atmosphäre trägt auch das Licht bei.

Wilfried Hansmann gilt als intimer Kenner der Heilig Kreuz Kirche in Limperich.

Wilfried Hansmann gilt als intimer Kenner der Heilig Kreuz Kirche in Limperich.

Foto: Leif Kubik

Die Heilig Kreuz Kirche ist so etwas wie ein Geheimtipp unter Bonner Kirchen. „Wer sie einmal besucht hat, gerade auch außerhalb einer Messe, kann sich ihrer einzigartigen Atmosphäre kaum entziehen“, findet Wilfried Hansmann, Kunstwissenschaftler und Denkmalpfleger aus Bonn, der zu den intimsten Kennern des 1968 eingeweihten Gotteshauses gehört. Entworfen hat das außergewöhnliche Gebäude Alexander Freiherr von Branca. Der Münchner Architekt nahm sich dabei mittelalterliche Burgen wie das Castel del Monte im südostitalienischen Apulien als Vorbild. Seit er als junger Mann zum ersten Mal mit der Architektur aus der Zeit Kaiser Friedrich II. in Berührung gekommen war, ist Branca begeistert von der einfachen und klaren Formensprache.

Auf sehr großzügige Art einfach wirkt folglich auch Heilig Kreuz: Von außen betrachtet sieht die Kirche durch ihre massiven und hohen Mauern wie eine Burg aus, von innen vermitteln die massiven, hohen Wände und das Fehlen dekorativer Elemente dem Besucher eine Ruhe und Strenge, die zum Innhalten einladen. Zu dieser einzigartigen Atmosphäre trägt auch das Licht bei: Die schmalen wandhohen Kirchenfenster gestaltete der Glaskünstler Florian Lechner aus Schmelzglas – keine Scheibe gleicht dabei der anderen. Immer wieder höre er allerdings auch Stimmen, „die Kirche sei so kalt und ob man da nichts machen könne“, so Hansmann. Man müsse eben genau hinsehen und sich Zeit nehmen, um die Schönheit des Raums auf sich wirken zu lassen, entgegnet der Kunsthistoriker dann meistens.

Die Kirche hat den Grundriss eines Kreuzes

Außerdem soll die Gemeinde mit der Gestaltung des Innenraums direkter in den Gottesdienst eingebunden werden: „Dadurch, dass der Altar nun in der Mitte steht und die Gemeinde von drei Seiten um den Altar gruppiert ist, können viele unmittelbar an dem Geschehen teilnehmen“, erklärt Hansmann. Auch die Madonnenstatue sei zwar bei vielen Gemeindemitgliedern sehr beliebt: „Streng genommen ist sie aber gar nicht im Sinne des Architekten“, so Hansmann weiter. „Dem gefiel die Vorstellung der Burg als Metapher für Gott als Schutzherrn“, so der ehemalige Hauptkonservator“, der Branca einmal in seiner bayrischen Heimat begegnete und in einem sehr persönlichen Gespräch viel über dessen Philosophie erfahren hat.

Branca sei es wichtig gewesen, mit schlichten Materialien einen großzügigen, zur Kontemplation anregenden Gesamteindruck zu erzielen. So wählte er als Grundriss der Kirche die Form eines Kreuzes. „Auch hier greift Branca auf Elemente des Mittelalters zurück: Das Kreuz gilt als Zeichen der Erlösung. Und dieses Symbol findet sich natürlich auch im Inneren wieder; spiegelt in der Betonbalkenstruktur der Decke und im Sockel des kreuzförmigen Altars.

Das Limpericher Gotteshaus gehört zu den jüngsten Kirchen in Bonn: Nachdem 1960 in dem expandierenden Beueler Ortsteil eine eigene Pfarrgemeinde gegründet worden war, legte man 1966 den Grundstein für die Kirche. Zwei Jahre später, am 7. April 1968, fand die Einweihung statt. Bis zum Jahr 2005 war Heilig Kreuz auch Klosterkirche des Kreuzherrenordens. Heute dient sie nicht nur als Pfarrkirche, sondern außerdem als Schulkirche für das Kardinal-Frings-Gymnasium. In dem ehemaligen Kloster hat heute die katholische Gemeinschaft „Cruzadas de Santa Maria“ ihren Sitz, deren Mitglieder auch Gelübde ablegen.

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