Eine Million Euro Defizit mit den Friedhöfen

BONN · Angehörige von Verstorbenen müssen ab nächstem Jahr für Beerdigungen deutlich tiefer als bisher in die Tasche greifen. Teilweise bis zu 40 Prozent sollen die Gebühren für die verschiedenen Bestattungsarten steigen. Immer mehr Menschen wünschen sich ein Urnenbegräbnis.

Die neue Gebührenordnung beschloss der Finanzausschuss am Mittwochabend mit Stimmen von CDU und Grünen als Empfehlung an den Stadtrat. Die SPD enthielt sich, FDP, Bürger Bund und Linke votierten mit Nein.

Hintergrund für die Gebührensteigerung ist neben den allgemeinen Kostensteigerungen vor allem das hohe Defizit, das die Friedhofsverwaltung 2008 und 2009 eingefahren hat: rund eine Million Euro. Das soll nun durch die geplanten höheren Einnahmen im nächsten Jahr vollständig ausgeglichen werden.

Ursprünglich wollte die Politik sich mit der Beratung der Satzung für 2012 mehr Zeit nehmen. Stadtkämmerer Ludger Sander mahnte indes zur Eile: Nach dem kommunalen Abgabengesetz dürfen die Defizite aus dem Gebührenhaushalt nur innerhalb von drei Jahren ausgeglichen werden.

Eine Bestattung mit Sarg in einem Wahlgrab mit einer Ruhezeit von 20 Jahren kostet - Kapelle und sonstige Kosten nicht inbegriffen - künftig rund 3.200 Euro. Und damit 500 Euro mehr als bislang.

Ein Urnenwahlgrab mit einer Ruhezeit von 15 Jahren soll dann 1.770 Euro kosten. Zum Vergleich: Bislang zahlte man dafür 1.290 Euro. Weniger zahlen müssen die Angehörigen lediglich für eine anonyme Urnenbestattung, die um 50 Prozent preiswerter wird, und für ein Kolumbarium.

Die Sorge der Politik, dass die Bestattungskultur mehr und mehr vom Preis diktiert wird und nicht mehr den individuellen Wertevorstellungen und Bedürfnissen der Bürger gerecht werde, teilt die Verwaltung. Karl-Heinz Houf, Abteilungsleiter im Amt für Stadtgrün, beobachtet seit längerem einen Trend zur Urnenbestattung.

Inzwischen würden mehr Verstorbene in Urnen als im Sarg beigesetzt. Zunehmend sei auch die Zahl der anonymen Bestattungen. "Wir wissen, dass diese Bestattungsart oftmals nur aus Kostengründen gewählt wird", sagte er.

Obwohl in der Region die Gebühren zum Teil deutlich niedriger seien, läge die Bestattungsquote in Bonn aber immer noch bei 94 Prozent. "Wenn die Quote aber weiter sinkt, reduzieren sich zwangsläufig die Einnahmen", warnt Houf. Deshalb suche die Verwaltung nach betriebswirtschaftlichen Lösungen und zusätzlichem Einsparpotenzial, um die Gebührenspirale aufzuhalten.

Eine vor Jahren angedachte Sparmaßnahme ist wohl vom Tisch: die Schließung der kleineren, in der Unterhaltung oftmals recht teuren ortsnahen Friedhöfe. Auch wenn Bonn mit insgesamt 40 Friedhöfen "außerordentlich" gut bestückt sei, so Houf, so binde das ortsnahe Angebot die Bürger an ihre Stadt und verhindere die Abwanderung bei Beerdigungen ins günstigere Umland.

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