Taxiüberfälle in der Region Die Angst vor Überfällen fährt mit

BONN · Wie Gerhard K. vor einigen Jahren in seinem Taxi vom einem Kunden angegriffen wurde, weiß er noch ganz genau. "Er wollte nicht zahlen, stieg aus und drehte mir durch das Fenster den Arm um", sagt der Taxifahrer. So etwas vergesse man nicht.

 Über das Handy können Taxifahrer schnell Hilfe rufen.

Über das Handy können Taxifahrer schnell Hilfe rufen.

Foto: Nicolas Ottersbach

Bei den beiden Überfällen auf Taxifahrer in Lengsdorf im Februar war es sogar Raub. Die jeweiligen Täter stiegen am Bonner Hauptbahnhof ein, bedrohten die Fahrer mit einer Schusswaffe und erbeuteten einen geringen Geldbetrag. "Wenn mir jemand einen Waffe vorhält, würde ich nicht zögern, mein Portemonnaie herauszugeben", sagt Gerhard K. Wie viele seiner Kollegen habe er nur wenig Bargeld dabei, selten sind es mehr als 60 Euro.

Das empfiehlt auch die Bonner Taxizentrale den eigenständigen Unternehmern und ihren Angestellten. "Es soll sich für Räuber nicht lohnen, ein Taxi zu überfallen", sagt Claus Lenz, Vorstand der Taxizentrale. Das Risiko, durch Ermittlungen der Polizei erwischt zu werden, sei hoch. In den vergangenen beiden Jahren lag die Aufklärungsquote bei 50 Prozent, auch wenn es 2014 nur zwei und 2013 vier Überfälle gab.

Die Taxen haben zudem verschiedene Alarmmechanismen. Durch Knöpfe können die Fahrer sie in zwei Stufen auslösen. Zunächst blinkt nur das Taxischild auf dem Dach, danach geht eine Alarmanlage mit Hupe an. "Aber auf das leuchtende Taxischild achtet kaum noch jemand, das war früher anders", sagte ein Frau, die seit mehr als 20 Jahren mit ihrer Droschke durch Bonn fährt. Es kann auch über das Handy ein Notruf an die Zentrale abgesetzt werden. Ein GPS-Sender ortet jederzeit das Fahrzeug, so kann es auch von der Polizei immer verfolgt werden.

Trotzdem sind die Taxifahrer zunächst auf sich gestellt. Manche haben deshalb einen Schlagstock oder ein Messer griffbereit, was offiziell verboten ist. "Reizgas bringt nicht viel, weil man sich im Ernstfall ja selbst im Auto außer Gefecht setzt", erzählt eine Taxifahrerin.

Unter den Kollegen sprechen sich die Überfälle schnell herum und sind regelmäßig Thema an den Taxiständen. "Es gibt keinen wirksamen Schutz, außer die eigene Aufmerksamkeit", sagt ein Taxifahrer, der schon seit 25 Jahren in Bonn unterwegs ist. Weil die meisten Überfälle nachts passieren, befördert er seine Gäste nur tagsüber. Und wenn sie an abgelegenen Orten plötzlich anhalten wollen, um austreten zu können oder einfach nur frische Luft zu schnappen, fährt er bis zur nächsten Gaststätte.

Gerhard K. weiß von einigen Fällen, in denen Taxifahrer gar nicht erst zur Polizei gegangen sind. "Mir wurde damals gesagt, dass, weil nichts Schlimmeres passiert sei und es nur um zehn Euro ging, sich die Anzeige nicht lohne", erzählt er. Manchmal fühlten sich er und seine Kollegen von den Beamten im Stich gelassen. "Aber mir ist auch klar, dass die Polizei nicht immer und überall zur Stelle sein kann."

Polizei zuversichtlich

Im Schnitt wird die Hälfte aller Taxiüberfälle aufgeklärt. Zu den beiden Raubdelikten in Lengsdorf Anfang Februar steckt die Polizei noch in den Ermittlungen, anhand der genauen Täterbeschreibung sei man zuversichtlich, auch dort erfolgreich zu sein. 2014 gab es zwei Überfälle, 2013 vier, 2012 einen und 2011 sechs. 2009 und 2010 waren es jeweils zwei. Ein Überfall Anfang 2015 geschah auf Bonner Stadtgebiet, wurde allerdings in Remagen angezeigt.

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