Gebäude an der Rochusstraße Im Mai kommen die ersten Flüchtlinge

DUISDORF · Ein Hochbeet für Gemüse steht im Garten von Volker Dick. Hier arbeitet er gerne oder legt sich auf die grüne Wiese, wenn das Wetter es zulässt. Aber Dick hat Angst, dass es mit dieser Feierabendidylle bald vorbei ist. Denn direkt hinter dem Zaun liegt das Grundstück des Hauses Rochusstraße 65, der Standort, in dem die Stadt Bonn künftig gerne ein Heim für rund 225 Flüchtlinge unterbringen will (der GA berichtete). Dick und seine Nachbarin Gabriele Hahn wollen gegen diese Pläne vorgehen.

"Wenn die Baugenehmigung kommt, klage ich", sagt Dick. Die beiden Anwohner meinen, dass ein Flüchtlingsheim dieser Größe nicht in das Wohngebiet passt. Und auch wenn es nicht viele gebe, die ihr Anliegen offen unterstützen, von mehreren Seiten sei ihnen finanzielle Unterstützung zugesagt worden, wenn sie klagen.

"Bislang sind da drin ja sehr ruhige Mieter, die hörte man höchstens mal, wenn sie eine kleine Betriebsfeier machten", sagt Dick. "Aber wenn das Haus mal richtig genutzt wird, dann Gute Nacht", sagt Dick. Das Gebäude sei in L-Form gebaut, eine Bauweise, die laut Dick wie ein Trichter wirkt und den Lärm noch verstärke.

"Durch die Karree-Bauweise hier ist das alles jetzt schon sehr hellhörig, und man hört, was die Nachbarn auf den Balkonen sagen", sagt Hahn. Die gesamte Nachbarschaft sei sehr sozial eingestellt. "Und wenn die Flüchtlingsgruppe kleiner wäre, vielleicht bis zu 50 Personen, dann hätte auch keiner etwas dagegen, die könnten wir integrieren", meint Hahn. Aber 225 Flüchtlinge direkt jenseits des Zauns, Menschen, die zusammengepfercht werden und ihrem Ärger draußen Luft machen werden, das geht nicht, meint Hahn.

Ein Vorwurf, den sicher viele erheben würden, wenn ein Flüchtlingsheim in ihre Nähe käme, das berühmte Sankt-Florians-Prinzip. "Ich weiß, dass dieser Vorwurf kommen wird, nicht zuletzt deswegen wollen viele, die dagegen sind, das nicht öffentlich sagen", sagt Hahn. Aber sie habe nichts gegen Ausländer, sie sei selbst in einem Flüchtlingsheim geboren, ihr Mann in der Türkei, aber diese große Zahl Flüchtlinge Tür an Tür, das könne nicht gutgehen. "Da werden traumatisierte Menschen zusammengepfercht, damit tut man denen nichts Gutes, und uns auch nicht", meint Hahn. "Wir möchten, dass die Stadt sich hinsetzt und über Alternativen nachdenkt", sagt Dick.

Solche alternativen Standorte sind für ihn unter anderem die Landwirtschaftskammer Roleber, das ehemalige Gebäude des Landesbetrieb Straßen NRW in Lengsdorf und die Gallwitzkaserne. Doch die Entscheidung ist gefallen. Ein entsprechender Dringlichkeitsantrag zur Anmietung des Gebäudes sei unterschrieben, ab dem 1. Mai soll das Gebäude für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt werden.

Das bestätigt Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann auf Anfrage des GA. "Die Rochusstraße hält die Stadtverwaltung für einen geeigneten Standort, in dem die Flüchtlinge gut untergebracht sein werden", so Hoffmann weiter. Die Forderung der Nachbarschaft, Flüchtlinge dezentral unterzubringen, und sie nicht nur an einem Ort zu versammeln, sieht die Stadt als erfüllt an. "Flüchtlinge sind bereits heute dezentral im gesamten Stadtgebiet verteilt; in Wohnungen, Hotels, Ferienwohnungen und Obdachlosenunterkünften sowie Übergangsheimen. Die Stadtverwaltung hält weiterhin an ihrem Konzept der dezentralen Unterbringung fest", so Hoffmann. Derzeit prüfe die Stadt "intensiv", ob sie das Gebäude kauft, anstatt es zu mieten. Bis Ende des Jahres muss die Stadt laut Hoffmann 800 Flüchtlinge unterbringen, rund 450 Flüchtlinge aus 30 Nationen seien derzeit schon in Bonn.

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