Salafismusprävention in Bonn Angebot gegen Radikalisierung

BAD GODESBERG · Neben dem vom Land NRW finanzierten Salafismus-Präventionsprojekt "Wegweiser" soll es noch in diesem Jahr in Bonn ein weiteres Angebot gegen religiösen Extremismus geben.

Bei seinem Besuch in Bad Godesberg teilt Staatssekretär Günter Krings (rechts) Simone Stein-Lücke (3. von links) - auf dem Foto mit Mitarbeitern des "One World Mobil" - mit, dass der Bund in Bonn ein Angebot gegen religiöse Radikalisierung einrichten will.

Foto: Ronald Friese

Diese Nachricht brachte Günter Krings, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, bei einem Besuch bei Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke (CDU) mit. Ohne ins Detail zu gehen, sprach Krings von einem neuen Angebot für Bonn, das der Bund finanzieren werde. "Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch war mit einer entsprechenden Bitte an den Bund herangetreten", sagte Krings.

Das bestätigte auf GA-Anfrage am Mittwochabend auch der stellvertretende Pressesprecher der Stadt, Marc Hoffmann. Der OB habe sich im Juli an Bundesinnenminister Thomas de Maizière mit der "eindringlichen Bitte" gewandt, der Bund möge Bonn an der "Beratungsstelle Radikalisierung" beteiligen.

Seit 2012 ist diese Stelle im Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eingerichtet. Es können sich alle Personen dorthin wenden, die sich wegen der Radikalisierung eines Angehörigen oder Bekannten sorgen und zum Thema religiöser Extremismus Fragen haben.

Nicht nur der OB hatte in seinem Scheiben an de Maizière von seiner großen Sorge gesprochen, die die Gefahr religiöser Extremisten bereite. Auch Stein-Lücke sagte im Gespräch mit Krings: "Es ist ein Thema, das uns in Bad Godesberg wahnsinnig umtreibt." Sie wolle sich nun dafür einsetzen, dass das neue Beratungsangebot in Godesberg angesiedelt werde.

Stein-Lücke hatte den Staatssekretär eingeladen, um sich mit ihm über religiösen Extremismus und Präventionsmöglichkeiten auszutauschen. Wie berichtet, war sie mit Mitgliedern der Bezirksvertretung Bad Godesberg zuvor schon nach Düsseldorf gereist, um sich bei Experten des NRW-Verfassungsschutzes zu informieren.

Am Mittwoch besuchten Stein-Lücke und Krings außerdem im Kurpark den seit gut einem Jahr bestehenden mobilen Jugendtreff "One World Mobil", wo neben vielen jugendtypischen Problemen immer wieder auch die Sprache auf religiösen Extremismus komme, berichteten die Sozialpädagogen Jörg Reelfs und Katrin Zimmer. Krings zeigte sich beeindruckt von der Arbeit der beiden, die seit Bestehen des Mobils rund 2000 Kontakte zu Jugendlichen verbuchen.

Zu ihrem gut dreistündigen Gespräch mit den fünf Mitarbeitern des Verfassungsschutzes wollte Stein-Lücke keine Details nennen. Auf die Frage, wie groß der Verfassungsschutz die Gefahr salafistischer Umtriebe in Bonn einschätzt, sagte sie lediglich: "Ich fühlte mich bei dem Gespräch mit meinen Sorgen in Sachen religiöser Extremismus sehr ernst genommen."

Besuch beim Verfassungsschutz

Nachdem Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch die geplante Dienstreise von Mitgliedern der Bezirksvertretung nach Düsseldorf abgelehnt hatte, ist eine kleinere Gruppe aus Bad Godesberg privat zum Gespräch mit Burkhard Freier, Leiter des NRW-Verfassungsschutzes, gefahren. Andreas Falkowski von den Grünen und Michael Rosenbaum vom Bürger Bund begleiteten Simone Stein-Lücke (CDU), um über die Gefahr durch Salafisten zu sprechen.

"Freier hat uns noch einmal verdeutlicht, wie wichtig das Thema ist, und dass gewaltbereite Salafisten auch in Bad Godesberg und Bonn aktiv sind", berichtete Falkowski. Gleichzeitig sei deutlich geworden, dass "wir als Kommunalpolitik wenig aktiv tun können". Umso wichtiger sei die Prävention. Der Leiter des Verfassungsschutzes habe angeboten, nach Bonn zu kommen, und sowohl den Rat als auch Akteure aus Verwaltung und Schulen zu informieren.

Hillevi Burmester (SPD) hatte entschieden, nach Nimptschs Absage nicht mehr mit nach Düsseldorf zu fahren. "Wir hatten bereits einen Termin mit der Integrationsbeauftragten Coletta Manemann, die uns die Bonner Präventionsprojekte vorgestellt hat. Das war uns wichtiger", sagte Burmester dem GA.