Aktion auf dem Bonner Marktplatz Haus der Frauengeschichte steht vor dem finanziellen Aus

Bonn · Seit fast zehn Jahren gibt es das Haus der Frauengeschichte an der Wolfstraße in Bonn. Jetzt droht der Einrichtung das Aus, weil Fördergelder zum Jahresende wegfallen.

 Ute Fischer (zweite von links) und das Team hoffen auf eine Zukunft des Hauses für Frauengeschichte.

Ute Fischer (zweite von links) und das Team hoffen auf eine Zukunft des Hauses für Frauengeschichte.

Foto: Ralf Klodt

Kurz vor seinem zehnjährigen Bestehen steht das Haus der Frauengeschichte an der Wolfstraße 41 vor dem finanziellen Aus, weil staatliche Fördergelder wegfallen. Damit die Existenz des Vereins auch in Zukunft gesichert werden kann, laden die Initiatorinnen für diesen Samstag von 11 bis 17 Uhr zu einer Informations- und Spendenkampagne mit Infostand auf den Bonner Marktplatz ein.

Seit seiner Gründung im Jahr 2012 durch die erste Professorin für Frauengeschichte, Anette Kuhn, die an der Bonner Universität lehrte, leistete der Verein verschiedene Beiträge auf dem Weg zu einer geschlechtergerechten Gesellschaft. Dabei richtete er den Blick stets auf die historischen Verdienste von Frauen und deren Bedeutung für die Gegenwart. Durch verschiedene Ausstellungen und zahlreiche Vorträge wurde das Haus der Frauengeschichte bekannt.

Nach dem Tod Kuhns im Jahr 2018 hatte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend den Initiatorinnen ein dreijähriges Förderprojekt zugesichert, das zur Modernisierung, Erweiterung und zu mehr Reichweite beitragen sollte. Zum Jahresende läuft diese Förderung allerdings aus.

Neue Ausstellung soll auch jüngere Besucher anlocken

Durch die Bundesgelder konnte der Verein in diesem Jahr die Dauerausstellung „Frauen.Bewegen.Geschichte.“ eröffnen, die sich insbesondere an jüngere Besucher wendet. Ziel der Ausstellung sei es, möglichst früh für einen geschlechtergerechteren Blick auf die Geschichte und die heutige Gesellschaft zu sensibilisieren, meint Vereinsmitglied Caroline Smout. „Unsere frühere Ausstellung war zu akademisch und wirkte auf viele Besucherinnen und Besucher abschreckend. Inzwischen haben wir ein niedrigschwelliges Angebot, um auch junge Leute auf das Thema aufmerksam zu machen“, so Smout. Wichtig sei insbesondere das Verständnis für den historischen Kontext und die damit einhergehende Prägung des gesellschaftlichen Frauenbildes.

Bei der Gewinnung eines jüngeren Publikums setzt der Verein auf multimediale Elemente, in denen Besucher der Ausstellung auch selbst mitmachen können, etwa bei einem interaktiven Ratespiel oder beim Heben von schweren Hanteln, die an das Gewicht historischer Kleidung von Frauen erinnern sollen. „Damit wird gezeigt, dass es für Frauen nicht immer selbstverständlich war, sich so zu bewegen, wie wir es heute kennen“, so Smout.

Frauenmuseum zeigt Kunst

Auch das nahegelegene Frauenmuseum beschäftigt sich mit der Geschichte der Frauen, setzt den Fokus allerdings auf Kunst und Kulturthemen. In der Vergangenheit setzten die beiden Häuser mehrere gemeinsame Projekte um. „Beide Einrichtungen ergänzen sich von ihrem Ansatz her sehr gut“, findet Smout. Seit einigen Jahren wird die Kooperation allerdings ausgesetzt, weil inzwischen unterschiedliche Vorstellungen und Generationen aufeinandertreffen. „Eine Zusammenarbeit erfordert, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen und Projekte gemeinsam in Angriff nehmen“, so die Direktorin des Frauenmuseums, Marianne Pitzen. Beide Häuser betonen ihre Absicht, die Zusammenarbeit künftig intensivieren zu wollen.

Nach den neuesten Projekten sollen nun Spenden dem Haus der Frauengeschichte mit 60 Mitgliedern helfen. Bei der Aktion an diesem Samstag will der Verein auf seine bisherigen Projekte sowie auf die neue Dauerausstellung aufmerksam machen und zu Spenden aufrufen. „Eine Förderung ist nicht an eine Mitgliedschaft gebunden. Es reicht, wenn jemand bereit ist, 10 Euro im Monat zu spenden“, so Smout.

Neben Einblicken in die neue Ausstellung im Gebäude, die donnerstags bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet ist, und weiteren Informationen, gibt es beim Infostand am Samstag auch ein Gratis-Angebot antiquarischer Bücher.

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