Ausbildung statt Abschiebung e.V. Mahnwache in Bonn gedenkt verstorbener Geflüchtete

Bonn · Allein in diesem Jahr sind mehr als 1600 Menschen auf der Flucht aus ihrem Heimatland gestorben. Der Verein Ausbildung statt Abschiebung e.V. hielt in Bonn am Mittwoch eine Mahnwache für die Verstorbenen ab.

 Der Verein Ausbildung statt Abschiebung hat am Mittwoch eine Mahnwache in Bonn abgehalten.

Der Verein Ausbildung statt Abschiebung hat am Mittwoch eine Mahnwache in Bonn abgehalten.

Foto: Benjamin Westhoff

Rund 50 Teilnehmer haben sich am Mittwochabend auf dem Bonner Marktplatz zu einer Mahnwache versammelt. Vor dem Rathaus erinnerten sie an die 1645 Menschen, die bei der Flucht nach Europa im Mittelmeer ertrunken sind.

80 Menschen, in ein Boot gequetscht, auf dem Meer zwischen der Türkei und Griechenland. Einer von ihnen hat schon einen langen Weg hinter sich, denn er flüchtet aus Afghanistan. Er schafft es nach Deutschland, nach Bonn, aber andere nicht.

 Der Verein Ausbildung statt Abschiebung hat am Mittwoch eine Mahnwache in Bonn abgehalten.

Der Verein Ausbildung statt Abschiebung hat am Mittwoch eine Mahnwache in Bonn abgehalten.

Foto: Benjamin Westhoff

In den Augen des Afghanen, einer der Teilnehmer der Mahnwache, sieht man, was er durchgemacht hat. Er kann nicht darüber sprechen, es ist zu schwer für ihn. Im Alltag vergessen wir, die Probleme wie Hunger, Kälte und Misshandlung nicht kennen, wie schlecht es vielen Flüchtlingen geht und wie unmenschlich viele von ihnen behandelt werden.

Kerzen erinnern an die Verstorbenen

Ungefähr 50 Passanten nahmen sich Zeit, um den Verstorbenen zu gedenken. Die Studentin Pia Dilchert war unter ihnen und meint: „Wir sind spoiled kids, verwöhnte Studenten ohne Probleme.“ Für sie sei die Mahnwache ein externer Schock, der wachrüttelt.

Die Mahnwache haben der Verein Ausbildung statt Abschiebung sowie die Bonner Lokalgruppen von Sea-Eye und Seebrücke Bonn organisiert. Auf dem Boden des Marktplatzes legten die Vereine Kerzen, die für die Anzahl der toten Flüchtlinge stehen. Sie berichten von einem Kapitän, der am Herausfahren und damit Helfen gehindert wurde. Abschließend erinnern vorgelesene Todesanzeigen an die Verstorbenen.

Der Verein Ausbildung statt Abschiebung (AsA) hilft jungen Geflüchteten mit unsicherem Aufenthalt aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Seit 20 Jahren berät er sie in Aufenthalts- und Asylrecht, hilft ihnen dabei, einen Ausbildungsplatz oder eine Stelle zu finden und bietet Deutschkurse an. Sehr junge Flüchtlinge müssen auf die Schule vorbereitet werden. Im Jahr 2021 nahm der Verein ungefähr 50 Jugendliche im Alter von 14 Jahren auf.

Der sicherste Weg zu einer Aufenthaltserlaubnis ist eine Ausbildung

Dominik Winkel ist Lehrer bei AsA und erklärt, dass viele Flüchtlinge fünf bis sechs Jahre auf die Entscheidung über ihren Aufenthalt warten müssen. In der Zeit versuchen sie den Flüchtlingen laut Winkel, so viel wie möglich mitzugeben. Je besser sie integriert sind, desto wahrscheinlicher sei es, dass sie in Deutschland bleiben können. Am sichersten ist der Weg über die Ausbildung. Im Jahr 2021 konnte AsA 23 Flüchtlingen zu einem Ausbildungsplatz verhelfen.

Saboor Dehghau kommt ebenfalls aus Afghanistan und fand Unterstützung beim Verein AsA. Er hält die Mahnwache für wichtig, aber kritisiert, dass zu wenig getan wird. Er ist enttäuscht und kann nicht verstehen, warum vielen Flüchtlingen nicht geholfen wird. Die Situation in den Flüchtlingslagern sei grauenvoll, er habe sie mit eigenen Augen gesehen.

Der Verein AsA ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Derzeit verzeichnet er 93 ehrenamtliche Mitarbeiter und 194 junge Geflüchtete. Der Grund für das starke Wachstum seien, laut Verein, die Missstände und Benachteiligungen, die junge Geflüchtete immer häufiger nach ihrer Ankunft in Deutschland erfahren.

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