Grenze der Kapazitäten erreicht Bonner Tierheim nimmt derzeit keine Katzen auf

Bonn · Weil in den vergangenen Wochen zu viele in der Corona-Pandemie angeschaffte Tiere gebracht wurden, hat das Bonner Tierheim Probleme mit der Unterbringung. Den Tierschutz stellt das vor Probleme.

 Eine entspannte Katze im Bonner Tierheim - in den Einrichtungen ist die Lage alles andere als entspannt.

Eine entspannte Katze im Bonner Tierheim - in den Einrichtungen ist die Lage alles andere als entspannt.

Foto: Benjamin Westhoff

Mit ihrer nicht selten niedlichen und tapsigen Art erobern Tierbabys schnell die Herzen von Kindern und Erwachsenen. Das gilt besonders für Hundewelpen. Immer wieder werden im Laufe des ersten (Lebens-)Jahres jedoch aus den einst anhänglichen und knuffigen Familienmitgliedern auf vier Pfoten pubertierende Rabauken mit eigenem Kopf und eigenem Willen. „Dann wird vielen Familien klar, dass die Anschaffung eines Hundes doch nicht das Richtige war“, sagt Julia Zerwas, Leiterin des Bonner Tierheims. Eine Erkenntnis, die ihr Team derzeit täglich zu spüren bekommt: Aus ganz Deutschland erreichen die Bonner Einrichtung momentan Anfragen, ob es am Lambareneweg noch Platz für einen Hund gibt, der „schwierig geworden“ sei.

Die Erklärungen seien meist immer die gleichen: Der Hund habe früher mit den Kindern geschmust und sei sehr zutraulich gewesen, mittlerweile würde er jedoch auch schon mal nach ihnen schnappen. Und der Züchter, bei dem der Welpe einst gekauft wurde, nimmt das Tier natürlich nicht zurück. „Wenn es zu Hause schwierig wird, werden solche Tiere eben im Tierheim abgegeben“, erklärt Zerwas. Da sich in den vergangenen Pandemiezeiten jedoch viele ein eigenes Haustier angeschafft haben, ist die Vermittlung solcher Hunde derzeit sehr schwierig.

15 bis 20 Prozent mehr Hunde als vor Corona

Lockdown und Homeoffice haben offenbar bei vielen den Wunsch nach einem vierbeinigen Mitbewohner geweckt. Vor der Pandemie lebte in jedem vierten deutschen Haushalt eine Katze, in jedem fünften ein Hund. Durch die Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen und die damit verbundene Einsamkeit ist die Nachfrage nach einem Haustier enorm angestiegen. So schätzt der Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), dass im ersten Coronajahr rund 15 bis 20 Prozent mehr Hunde gekauft wurden als in den Jahren davor.

Sorgen bereiten dem Team des Bonner Tierheims aktuell die vielen Katzen, die aufgenommen werden müssen. Daher gibt es momentan einen Aufnahmestopp. „Derzeit haben wir 139 Katzen“, überschlägt Zerwas. Erst in der vergangenen Woche seien zwei sehr große Bestände abgegeben worden. „Einmal waren es 14 Tiere, in einem Fall 13“, ergänzt sie. Über das Veterinäramt seien die 13 Katzen ans Tierheim vermittelt worden, nachdem sich der Besitzer aufgrund einer Krankheit nicht mehr um die Tiere kümmern konnte.

An die Grenze der Kapazitäten

Überforderung sei hingegen der Grund für die Abgabe der 14 Katzen aus einem einzigen Haushalt gewesen. „Viele Tiere sind alt oder krank und können nicht zusammen mit ihren Artgenossen gehalten werden. Die müssen wir dann einzeln unterbringen. Dadurch stoßen wir räumlich schnell an unsere Grenzen“, so Zerwas.

Gerade bei der Haltung solch großer Tierbestände in einem Haushalt würde die bestehende Kastrationspflicht nicht immer eingehalten. Die besteht sowohl in Bonn als auch im Rhein-Sieg-Kreis. „Aber wir bekommen immer wieder Tiere, die nicht kastriert sind. Das ist falsch verstandene Tierliebe.“ Denn so würden solche privaten Bestände schnell unkontrollierbar anwachsen. Schließlich kann eine Katze im Jahr bis zu 20 Junge bekommen. „Dann kann einem die Versorgung der Tiere schnell über den Kopf wachsen“, beklagt die Tierheimleiterin.

Um zwei exotische Patienten machen sich die Mitarbeiter des Bonner Tierheims gerade große Sorgen. Vor wenigen Tagen wurden ihnen zwei schwer verletzte Schildkröten gebracht. Die waren vom Dach eines Hauses am Bonner Talweg gefallen. Offenbar konnten sie durch eine nicht gesicherte Tür aus einer Wohnung nach draußen krabbeln. „Die beiden Tiere sind wirklich sehr schwer verletzt. Sie erhielten Panzerplastiken. Wir hoffen, dass wir sie so retten können“, sagt die Leiterin des Bonner Tierheims.

Fundkatzen werden weiterhin aufgenommen und auch in Notfällen ist das Tierheim jederzeit ansprechbar, teilt das Tierheim mit.

Da die medizinische Versorgung der alten und kranken Tiere sehr teuer ist, ist das Bonner Tierheim dringend auf Spenden angewiesen. Informationen dazu gibt es online auf www.tierheimbonn.de.

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