Projekt des Beethovenhauses Der pflegliche Umgang mit der Stimme

BONN · Bei dem Projekt "Sing Mit!" waren Kölner Studenten der Grundschulpädagogik als sogenannte Sing-Mentoren drei Jahre lang an Bonner Grundschulen unterwegs, um Lehrern das Handwerkszeug dafür zu geben, das regelmäßige Singen kompetent und sicher in den Schulalltag einzubauen.

 Stimmschulung im Beethovenhaus: Lehrer lernen singen.

Stimmschulung im Beethovenhaus: Lehrer lernen singen.

Foto: Barbara Frommann

"80 bis 90 Prozent der Lehrer, die Musikunterricht erteilen, sind fachfremd", erklärte die Musikpädagogin und Grundschullehrerin Jutta Rau den mehr als 30 Grundschullehrern, die sich jetzt zur Fortbildung im Kammermusiksaal des Beethovenhauses eingefunden hatten.

Denn weil die Nachfrage nach den Sing-Workshops auch nach Abschluss des Projektes nicht nachließ, schult Rau seit 2012 Bonner Grundschullehrer in ihren Fortbildungsveranstaltungen im Singen mit Kindern.

Als Sing-Mentoren kamen die Kölner Studenten mit dem Hauptfach Musik von 2009 bis 2012 an drei Tagen in der Woche in die Grundschulklassen, um die Lehrer zu unterstützen und ihnen zu zeigen, wie sie mit ihren Schülern einfach und kindgerecht singen können.

In Anwesenheit des Klassenlehrers bereiteten die Mentoren die Erstklässler mit kindgerechten Einsingübungen und -geschichten aufs Singen vor und halfen dabei, die 20-minütigen Singeinheiten als Ritual in den Schullalltag zu integrieren. Mit umfangreichem Begleitmaterial wie Liedersammlungen und Playback-CDs können die Lehrer später alleine das tägliche Sing-Ritual durchführen.

Heutige Grundschullehrer würden in ihrer Ausbildung nicht mehr mit dem musikalischen und instrumentalen Basiswissen ausgestattet und viele fühlten sich daher nicht kompetent genug, um das Singen mit Kindern im Schulalltag einzuführen, erklärte Rau.

Durch die von Jutta Rau angebotenen Fortbildungen erlangen die Lehrer Selbstbewusstsein und Freude am Singen. Als Folge der großen Resonanz wurde zudem ein Lehrerchor gegründet, der regelmäßig probt.

"Wir haben einen anstrengenden Sprechberuf, daher ist es wichtig, dass Sie gut mit Ihrer eigenen Stimme umgehen. Sie müssen aber auch pfleglich mit den Stimmen der Kinder umgehen", sagte Rau. "Um mit Kindern singen zu können, braucht man eine höhere Kopfstimme, um die Höhe des Kindes zu erreichen." Singe man dauerhaft mit tieferer Bruststimme, könne das die sensible Kinderstimme schädigen, weil die Kinder versuchten, tiefer zu singen.

Acht Grundschulen, darunter die Erich-Kästner-, die Astrid-Lindgren- und die Jahnschule hatten an dem von der PwC-Stiftung geförderten Projekt teilgenommen. Koordinatorin Martella Gutiérrez-Denhoff hob vor allem den sozialen Aspekt hervor, den das Singen für die Kinder habe: "Sie lernen Zuhören und sich selbst zu vertrauen. Singen fördert Fantasie, Emotionen und Empathie - Handwerkszeug, um später in der Gesellschaft bestehen zu können."

Die PwC-Stiftung, eine Initiative der Führungskräfte der Unternehmensberatung Pricewaterhouse-Coopers Deutschland, fördert das Projekt des Beethovenhauses und setzt sich dafür ein, dass allen Kindern und Jugendlichen kulturelle Bildung möglich gemacht wird.

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