Bonner Integrationspreis Jury uneins bei Vergabe

BONN · Gewöhnlich fällt die Wahl zur Vergabe des Bonner Integrationspreises, die bereits Ende Mai stattfand, einstimmig aus. Aber in diesem Jahr knirschte es offensichtlich kräftig im Gebälk.

Auf das interkulturelle Netzwerk LoComNET und die Ökumenische Flüchtlingshilfe Hardtberg als Preisträger konnte sich die Jury ohne Weiteres einigen. Aber beim früheren Leiter der von der Schließung bedrohten Internationalen Begegnungsstätte, Norbert Gramer, als Preisträger taten sich die drei externen Jurymitglieder äußerst schwer, weil es sich um einen ehemaligen städtischen Mitarbeiter handelt. Sie enthielten sich der Abstimmung.

Die übrigen vier Mitglieder aus den Reihen des Integrationsrates gaben Gramer ihre Stimme, die Integrationsbeauftragte Coletta Manemann votierte dagegen. Das Abstimmungsergebnis bestätigte die Stadt auf Anfrage.

Vorausgegangen war eine Atmosphäre bei der Besprechung, die Jurymitglieder als bedrängend beschreiben. Der Integrationsratsmitglied Rene El Saman (Grüne) und der Vorsitzende des Integrationsrates, Rahim Öztürker, sollen auf die Zweifler eingeredet haben, um sie von der Wahl zu überzeugen.

Enthaltungen als Kompromiss

Die drei Enthaltungen waren dann ein Kompromiss der externen Jurymitglieder, die lieber einem der anderen Projekte für junge Migranten ihre Stimme gegeben hätten. Rahim Öztürker sagte dem GA, er habe die Jury nur überzeugen wollen und „appelliert“, Gramer für seine Verdienste zu ehren. „Es tut mir leid, wenn ein anderer Eindruck entstanden sein sollte.“

Dass er Gramer auf der Bühne im Rahmen des Begegnungsfestes als ersten Preisträger genannt habe, müsse ein Missverständnis sein. Er habe die Sieger, die sich die 1600 Euro Preisgeld teilen (Gramer will seinen Anteil spenden), nach der alphabetischen Reihenfolge aufgerufen. Ratsherr El Saman war für eine Stellungnahme telefonisch und per Mail nicht zu erreichen.

Die Internationale Begegnungsstätte, die Gramer ab 1984 bis zu seiner Rente im Dezember 2015 führte, könnte zum Ende des Jahres geschlossen werden. Das sieht ein Vorschlag der Verwaltung vor.

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