Bonner Stadtdechant Picken befürchtet „Schaden ungekannten Ausmaßes“ durch Woelki

Köln/Bonn · Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht nach den Missbrauchsskandalen im Erzbistum Köln weiter in der Kritik. Jetzt nahm auch der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken Stellung - und sieht einen „Schaden ungekannten Ausmaßes“ für das Erzbistum.

 Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken.

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Der Bonner Stadtdechant Wolfgang Picken fordert von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und dem Kölner Generalvikar Markus Hofmann, deutlich zu machen, dass es ein Fehler war, Pfarrer D. zum stellvertretenden Stadtdechanten von Düsseldorf zu  ernennen. Geschehe nichts, entstehe „ein bleibender Schaden ungekannten Ausmaßes für das Erzbistum Köln und die Kirche in Deutschland“, sagte Picken in seinem Podcast „Spitzen aus Kirche und Politik“.

Picken bezog sich vor allem darauf, dass der Geistliche sexuellen Kontakt zu einem 17 Jahre alten Prostituierten hatte. Es habe sich um einen einmaligen Vorfall gehandelt, den der Priester gestanden und bereut habe, hatte Hofmann erklärt und hinzugefügt, der Priester habe eine zweite Chance verdient gehabt.

Dazu sagte Picken: „Der Schock über die Aussage des Generalvikars sitzt tief, weil sie befürchten lässt, man würde Ähnliches wieder tun und Missbrauchstäter in leitende Kirchenpositionen befördern, um ihnen eine Chance zu geben. Das empört viele und lässt vermuten, dass man wenig dazugelernt hat.“ Der Missbrauch von Minderjährigen liege fast immer in der Persönlichkeitsstruktur begründet. „Hier in den alten sakralen Terminologien von Reue, Beichte oder Umkehr zu sprechen, ist völlig unangemessen – als ob Bedauern etwas an der Veranlagung eines Missbrauchstäters ändern würde.“

Irritieren dürften laut Picken auch „die verteidigenden Hinweise, dem Erzbischof sei bei der Personalentscheidung zwar der Kontext bekannt gewesen, aber ihm habe die Personalakte nicht vorgelegen“. Es sei wenig nachvollziehbar, „dass man leitende Positionen besetzt, ohne sich mit den Akten zu befassen, zumal wenn Zweifel an der Person bestehen“. Nach Ansicht des Stadtdechanten dürfen Menschen, die sich sexuell an Kindern und Jugendlichen vergangen haben, nicht mehr als Priester eingesetzt werden. „Dass das nicht sofort eingesehen und entsprechend reagiert wird, erklärt die gegenwärtige Empörung und die Vertiefung der Krise.“

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(ga/dpa)
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