Corona-Impfung in Bonn Meine Booster-Odyssee am Stadthaus - ein Erfahrungsbericht

Bonn · Konrad Schüttauf wollte sich in der Impfstelle am Stadthaus seine dritte Spritze abholen. Es ist ihm auch gelungen, wenn auch mit kleinen Hindernissen. Hier schreibt er, wie er die Aktion erlebt hat.

 Beim offenen Impfen am Stadthaus (ohne Termin) kann es schon mal zu stundenlangen Wartezeiten kommen. Das Foto ist vom 23. November.

Beim offenen Impfen am Stadthaus (ohne Termin) kann es schon mal zu stundenlangen Wartezeiten kommen. Das Foto ist vom 23. November.

Foto: Nicolas Ottersbach

Heute ist es soweit: Impfen ohne Anmeldung im Stadthaus. Als 70-Plus-Mensch, so hieß es, komme man ohne Warten dran. „Passage“ – was bedeutet das? Ist das gar nicht im Stadthaus? Nun ja, es wird ja sicher überall groß angezeigt werden. Das Rad stelle ich Ecke Berliner Platz ab. Da! Ein rotes Schild an der Betontreppe, „Impfstelle – vaccination campaign“. Ich steige hinauf: die Weite des Plateaus in seiner ganzen Tristesse. In weiter Ferne ein großes rotes Schild. Ich überquere den Platz und lese: „Betreten des Stadthauses ohne Voranmeldung und Termin verboten!“ Sonst nichts!

Ich trotze der Anweisung und betrete die Eingangshalle. Ich mache eine dicht gedrängte Schlange vor der Information aus. Kein weiterer Hinweis auf die vaccination campaign. Doch? Ganz hinten ein weiteres rotes Schild. Die Tür geht von außen auf. Weitere städtische Bedienstete treten ein, lachen und eröffnen mir, das Schild sei falsch angebracht, hier sei nur Eingang, ich müsse die Tür mit der ebenso großen Aufschrift „Kein Ausgang!“ nehmen, aber zum Impfen sei es da richtig: Rampe rechts! Ich sehe weder eine Rampe, noch einen Hinweis auf’s Impfen. War die Rolltreppe vor mir gemeint? Ich finde mich in der Garage wieder. Up again!

Aha, dahinten ist der Gang ganz leicht abschüssig, das muss die „Rampe“ sein. An deren Ende Gedrängel, Leute schwenken irgendwelche Papiere. Muss ich mich da anstellen? Ich rufe über die Köpfe hinweg: „Impfen?“ Eine vage Geste weist nach links, ich darf also am Gedrängel vorbei. Jetzt kann ich nur noch rechts abbiegen: in eine lange Gasse mit Betongeländer auf der einen und ladenartigen Türen auf der anderen Seite. Ist das die Passage?Ich taste mich vor. Über der dritten Tür steht „Registrierung“. Meint das Impfregistrierung? Ja! Drinnen kein Impfling außer mir, dafür aber schnelle Bedienung. Frage: Warum ist da draußen kein Schild? Antwort: Bisher habe sich keiner beklagt, und frühmorgens sei hier auch viel mehr los. Ich müsse nun weiter gehen zu einer Tür mit der Aufschrift „Seminarraum“, dort werde geboostert.

So ist es: Vier oder fünf Verschläge mit Ärzten ohne Impflinge. Ich wähle die Kabine mit einer besonders netten Ärztin. Das Impfen dauert keine Minute und verläuft schmerzfrei. Ich frage, warum die „campaign“ es den Impfwilligen so schwer mache. Sie versteht mich, auch sie habe das „Zentrum“ am Morgen nur mit Mühe finden können.Eine Mischung aus Kafka und Kishon.

Konrad Schüttauf ist regelmäßiger GA-Leser. Er hat seine Erlebnisse spontan aufgeschrieben und an die Redaktion geschickt.

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