Kommentar Die Krise in der Ukraine - Chaos in Kiew

Die Ukraine ist nicht Syrien, noch nicht. Dafür liegt sie gewissermaßen vor der Haustür. Das heißt: Die Europäische Union muss sich endlich massiv in diesem Konflikt engagieren, sie darf nicht, wie im Fall Syrien, zu lange tatenlos zu sehen, wie ein Konflikt zum Bürgerkrieg eskaliert. Der blutige Dienstag von Kiew zwingt zu dieser Einmischung. Eine Einmischung, die nicht nur legitim, sondern überfällig ist.

Denn der Auslöser der immer blutigeren Auseinandersetzungen liegt zwar im Inland, hat aber Gründe, die ganz klar die Außenorientierung des Landes betreffen. Das Regime des Viktor Janukowitsch verweigert dem Land die unterschriftsreife Kooperation mit der Europäischen Union, weil der große Bruder, der kein Bruder, sondern ein Diktator ist, es so will. Die Welt erlebt Machtpolitik pur.

Das ist der Hauptgrund für die Schärfe der Auseinandersetzung. Anderes kommt hinzu. Eine Opposition, die selbst zur Gewalt greift; eine Oppositionsführung, die bekannt (Vitali Klitschko), aber auch sehr unerfahren ist, und ein Land, das in seiner Orientierung geteilt ist: hier die russlandtreuen, dort die vom prosperierenden Westen angezogenen Bürger.

Dennoch mutet der Konflikt an wie einer aus dem vorigen Jahrhundert, als sich serienweise Ostblockstaaten an ihre bröckelnde Macht hielten, während das Volk längst so aufbegehrte, dass es ein Zurück nicht geben konnte. Auch deshalb muss die EU handeln. Sie ist im übrigen - auch in Moskau - nicht Bittsteller, sondern in einer Position der Stärke. Sonst wäre sie nicht so attraktiv.

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