Kommentar Frankreich und Afrika - Pariser Motive

Paris · Noch im Wahlkampf hatte François Hollande angekündigt, das militärische Engagement Frankreichs zurückzufahren, vor allem durch einen vorgezogenen Rückzug der französischen Soldaten aus Afghanistan. Nun schickt er zum zweiten Mal in nur eineinhalb Jahren Amtszeit Militär an Brennpunkte auf den afrikanischen Kontinent, zu dem ihm persönlich wenig Bezug nachgesagt wird.

Doch während Hollande in Frankreich mit exzessivem Unmut und ständig neuen Protestbewegungen konfrontiert ist, erscheint die Außen- und Kriegspolitik als einziger Bereich, in dem er erfolgreich agiert. Die forsche Entschlossenheit, mit der er hinter riskanten Kampfeinsätzen steht, vermisst man an der innerpolitischen Front. Plötzlich steht das ganze Land hinter ihm. Insofern kann ihm der Einsatz in der Zentralafrikanischen Republik sogar nutzen.

Dem Präsidenten ein Ablenkungsmanöver zur Aufbesserung der miesen Beliebtheitswerte zu unterstellen, wäre aber ebenso fehl am Platz wie der Verdacht, die einstige Kolonialmacht wolle sich weiterhin ihre Einflusssphäre bewahren. Obwohl die Zentralafrikanische Republik über große Rohstoffvorkommen verfügt, waren nicht wirtschaftliche Interessen ausschlaggebend für den jetzigen Einsatz, sondern auch historisch bedingtes Verantwortungsgefühl angesichts eines drohenden Völkermordes und die Furcht vor einer Destabilisierung der ganzen Region.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Jana Marquardt
zu Arbeitslosen in Deutschland
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur ArbeitslosenquoteViel Potenzial bei Ungelernten
Eine andere Welt
Kommentar zu den weltweiten Militärausgaben Eine andere Welt
Zum Thema
Noch nicht aufgewacht
Kommentar zum Treffen zwischen Scholz und Sunak Noch nicht aufgewacht
Nur Warten reicht nicht
Kommentar zur Frühjahrsprognose Nur Warten reicht nicht
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Aus dem Ressort