Kommentar Gauck-Besuch - Von Premierenstimmung war bei der UN keine Spur
Bonn · Die Vereinten Nationen repräsentieren die Weltgemeinschaft, sind die Staaten der Welt, bilden gewissermaßen die Weltöffentlichkeit. Davon kann in Bonn keine Rede sein. Hier ist es leider das Gegenteil.
Die Vereinten Nationen verheimlichen sich, verstecken sich hinter hohen Zäunen und Sicherheitsmaßnahmen, wie sie dem Bundeskriminalamt oder dem Verfassungsschutz gut anstünden, nicht aber den UN.
Besonders deutlich wird das, wenn sie, wie gestern, eigentlich in das Licht der Öffentlichkeit gehören. Eigentlich. Der Bundespräsident hatte es gut gemeint, seine Gastgeber haben es nicht gut gemacht. Joachim Gauck erwies gestern den mittlerweile 18 in Bonn ansässigen UN-Institutionen seine Reverenz, die 19. ist schon im Anmarsch.
Gauck war der erste Bundespräsident, der diesen Schritt tat - es war also eine Premiere. Aber von Premierenstimmung keine Spur. Der Präsident huscht praktisch unbemerkt von der Öffentlichkeit ins alte Abgeordnetenhochhaus, kommt nach einer Stunde wieder heraus, es gibt eine improvisierte Pressekonferenz im Freien, weiter geht's ins alte Bundeshaus und zum Empfang hinter verschlossenen Türen. Keine Bürger, keine Presse.
Das war erstens sicher nicht im Interesse des Bundespräsidenten und zweitens kann es auch nicht im Interesse der Vereinten Nationen sein. Sie sind in Bonn sehr herzlich willkommen. Aber sie dürfen sich nicht abschotten, sich nicht selbst ausgrenzen. Und sei es nur dadurch, dass sie eine unprofessionelle Öffentlichkeits- und Pressearbeit machen, die Öffentlichkeit mehr verhindert als ermöglicht.