Aus­stel­lung „Rück­blen­de 2021“ in Bonn Haus der Ge­schich­te zeigt be­we­gen­de Bil­der aus 2021

Bonn · Die Flutkatastrophe an der Ahr und im Rheinland als großes Thema der Ausstellung „Rückblende 2021“ im Bonner Haus der Geschichte. Zu sehen sind die besten Fotos und politischen Karikaturen des Jahres.

Bonn: Ausstellung Rückblende 2021 im Haus der Geschichte - Bilder
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Haus der Geschichte zeigt bewegende Bilder aus 2021

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Foto: dpa/Christof Stache

Wie extrem unterschiedlich Jahrgänge doch sein können, ob beim Wein, bei der Karikatur oder Pressefotografie. Beide letzteren Bereiche beleuchtet traditionell der unter anderem vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger sowie der Bundespressekonferenz ausgelobte Preis „Rückblende“ für politische Fotografie und Karikatur. Der Pandemie und dem Lockdown geschuldet, präsentierte das Haus der Geschichte in Bonn vor wenigen Monaten erst den Jahrgang 2020, der sichtbar vom Corona-Schock geprägt war, und zeigt jetzt die „Rückblende 2021“.

Was für ein Unterschied! Große Bandbreite der Themen, sehr viel Emotion, gerade auf dem Feld der Fotografie herausragende Bilder, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Dazu gehört nicht nur Christof Staches herausragende Fotoreportage „Hochwasserkatastrophe“, die den Fotojournalisten nach Mayschoß, Dernau und Bad Neuenahr-Ahrweiler führte. Bilder der Verwüstung und Bilder von Menschen im Chaos, Helfer, Passanten oder ein Paar, das sich im Arm hält, Pause vom Aufräumen macht. Zu Recht hat Stache dafür den Preis „Beste Serie 2021“ bekommen.

Lichtzeichen in der Flutnacht an der Ahr

Auch das „Beste Foto 2021“ kommt von der Ahr. Ein Mitglied von Docks Collective war in der Flutnacht vom 15. Juli in Dernau unterwegs. Der Strom ist ausgefallen, Scheinwerfer tasten die Dunkelheit ab, Rettungskräfte suchen auf Booten nach Überlebenden, von einigen Dächern kommen SOS-Signale von Handys und Taschenlampen. Ein unfassbar intensives Bild.

Das Thema Flutkatastrophe nimmt einen großen Raum in der Ausstellung ein, die die „Rückblende“ begleitet. Zu sehen sind wahrlich ergreifende Bilder. Darunter sicherlich auch Staches Aufnahme von der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer, wie sie, die Hand von Bundeskanzlerin Angela Merkel fest umklammert und bei ihrem Nebenmann eingehakt, durch den zerstörten Ort Schuld geht. Betroffenheit in den Gesichtern, niemand nimmt den Fotografen wahr. Auch dies ein herausragendes Zeitdokument. Kanzlerkandidat Armin Laschet wähnte sich wohl unbeobachtet, als er bei der Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Erftstadt wie ein Schuljunge herumfeixte. Markus Becker hat dieses vielleicht mit wahlentscheidende Foto geschossen.

Wahlkampf und Merkels Abschied

Ja, 2021 war auch Wahlkampfjahr: Angekündigtes Ende der Ära Merkel, Absturz von CDU und Laschet, Überraschungssieg von Rot-Grün, Ampelkoalition – üppige Themenfelder für Fotojournalisten und Karikaturisten. Heiko Sakurai, der den „1. Preis Karikatur“ holte, bringt es auf den Punkt. Man sieht im Vordergrund den mit unergründbaren Scholz-Lächeln, Merkel-Frisur und Merkel-Raute ausgestatteten Kanzler, im Hintergrund Bates Motel aus dem Horrorfilm „Psycho“ mit einer Merkel-Silhouette im erleuchteten Fenster. Titel „Muttis Rückkehr“.

Merkel taucht erneut in der Rubrik „Das scharfe Sehen“ auf, in der Pawel Sosnowski ausgezeichnet wurde: Zu sehen ist die damalige Kanzlerin in der Dresdener Vermeer-Ausstellung, wie sie sich vorbeugt, um das Gemälde „Briefleserin am offenen Fenster“ genauer zu inspizieren. Wahlkampf, Regierungswechsel, Merkels Abschied: wird alles breit dokumentiert. Und Corona? Der „2. Preis Karikatur“ ging an Kostas Koufogirorgos‘ Zeichnung „Von Querdenkern und Impfgegnern“. Starke Fotos begleiteten den Corona-Alltag.

Karneval in Zeiten der Pandemie

Auffallend darunter Reto Klars wehmütige, aber auch etwas satirische Fotoserie „Karneval in Zeiten der Pandemie“. Großartig ebenfalls Markus Schreibers Fotoreportage aus einem Hangar der US-Airbase in Ramstein mit Menschen aus Afghanistan, die nach dem Sieg der Taliban in ihrer Heimat über die Luftbrücke aus Kabul geflohen sind und nun auf ihren Weiterflug warten.

Der fünften Jahreszeit geschuldet ist eine wunderbar nostalgische Zeichnung von Burkhard Fritsche: närrisches Treiben vor dem Kölner Dom. Sagt der eine: „Dä Prinz hätt Corona, dat Dreijestirn iss in Quarantäne!“ Sagt der andere: „Quarantäne? Wo iss datt dann?! Da jommer hin und fiere och mit!“ Alaaf in der Brauchtumszone.

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