Ausstellung im Künstlerforum Bonn 24 Kunstschaffende präsentieren Werke zum Thema Aleatorik

Bonn · Pinselzeichnungen, Fotografien und Skulpturen: 24 Kreative stellen ihre Werke im Bonner Künstlerforum aus. Alle beschäftigen sich mit dem Thema Zufall.

 Die Assemblage im Vordergrund ist ein Werk von Barbara Schmitz. Unter dem Titel „Malen ist Glückssache“ präsentiert Corinna Heumann ihr Bild.

Die Assemblage im Vordergrund ist ein Werk von Barbara Schmitz. Unter dem Titel „Malen ist Glückssache“ präsentiert Corinna Heumann ihr Bild.

Foto: Gudrun von Schoenebeck

Ob Gott nun würfelt oder nicht, wie von Albert Einstein vermutet, wird sich wohl nicht klären lassen. Auch nicht in der aktuellen Schau im Bonner Künstlerforum, die sich mit der Aleatorik – dem Spiel mit dem Zufall – beschäftigt.

Der Rundgang beginnt eher leise mit acht kleinen Pinselzeichnungen auf Aquatinta-Radierungen von Susanne Neusel. Ein Gewässer im Wald ist zu sehen, umgeben von kargem Geäst. Es ist ein romantischer, aber kein verklärender Blick auf eine Natur, in der der Mensch sich leicht als Eindringling fühlen kann. Auch Andreas Rein nimmt die Natur als Vorbild in seiner Radierungsserie „Das Einzelne und das Ganze“. Auf 29 Teilen sind die Abschnitte eines Baumes, seines Stammes, der Zweige und Blätter, dargestellt und zu einem Bild zusammengesetzt, das über die Wand zu wachsen scheint.

Für ihre Arbeit „talking hands“ hielt Lois Wetzel eine Gesprächssituation mehrerer Personen mit dem iPhone fest. Die Gesichter hat sie unkenntlich gemacht, sodass die Gesten der Redenden in den Fokus geraten. Das kaputte Glas des Bilderrahmens und eine Handyhülle mit der kleinen ausgedruckten Kopie der „sprechenden Hände“ bieten Interpretationen.

Mal mit mittelalterlich anmutendem Goldgrund, mal mit Himmel oder Landschaft

In Peter Tutzauers Arbeiten wird das Spiel mit dem Zufall dingfest gemacht. Er fotografiert Farbströme und zeigt in Großaufnahme die eigenwillige Schönheit einer unkontrollierbaren Materie. Indem Tutzauer auch die Zwischenräume bemalt, mal mit mittelalterlich anmutendem Goldgrund, mal mit Himmel oder Landschaft, wird das abstrakte Geschehen mit Assoziationen aufgeladen.

Auch Marliese Münchrath hat den Zufall mit Hilfe der fotografischen Momentaufnahme festgehalten. Ihre 20-teilige Fotoserie „Sehschärfe“, die während einer Burgundreise buchstäblich während der Fahrt entstanden ist, lässt eine Reihe von Augenblicken vorüberziehen, die ebenso flüchtig wie willkürlich sind.

Kleine Kugeln springen durch ein unbestimmbares Zeitalter

Im schönen Gegensatz dazu verbreiten die Arbeiten von Barbara Schmitz eine Dinglichkeit, an der man sich erden könnte. Aus Stahl schmiedet sie gefundene Formen zu neuen Assemblagen zusammen, die eine ornamentale und spröde Sprache sprechen und dem Material überraschende Verbindungen ermöglichen.

Für sein Bild „Der Zufall/Zu-Fall“ hat Andreas Reuther die Form des klassischen Ölgemäldes auf Leinwand gewählt. Hier springen kleine Kugeln durch ein unbestimmbares Zeitalter. Werden einige in die kleine Öffnung auf der Oberseite eines Kubus hineinfallen? Früher oder später ja. Denn zu Murphys Gesetz gibt es auch eine Umkehrung: Alles, was funktionieren kann, wird irgendwann auch funktionieren.

Künstlerforum, Hochstadenring 22, bis 9. Januar, Di-Fr 15-18, Sa 14-17, So 11-17 Uhr.

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