Dramatische Vertonung der Weihnachtsgeschichte

Orgelkonzert von Otto Depenheuer im Bonner Münster hatte Höhen und Tiefen

Bonn. "Macht Spaß zu spielen" befand Otto Depenheuer über die "Vierte Große Konzertsonate" von Otto Dienel, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Organist in Berlin war. In der Tat hält das 1893 entstandene Stück allerlei Passagenwerk und Akkordfolgen bereit, die "gut in der Hand" liegen.

Depenheuer bot das Werk denn auch mit der nötigen Spielfreude und Intensität dar. Der "Esprit" allerdings, den der Interpret in dem Opus entdeckte, dürfte sich nicht jedem Zuhörer des Adventskonzerts in der Münsterbasilika vermittelt haben.

Dienel verbindet die traditionelle Form von drei Sätzen in Sonatenmanier mit der Idee, jeweils ein Weihnachtslied zur Krönung des Satzes zu machen.

Bis allerdings "O du fröhliche", "Stille Nacht" und "Vom Himmel hoch" erklingen, letzteres als grotesker "Marche triomphale", ermüdet Dienel den Zuhörer mit reichlich abgenutztem Spielmaterial, musikalisch eine eher enttäuschende Bescherung.

Anderes Format hatte da die "Symphonie Gothique" von Charles-Marie Widor, ein Werk voller kraftvoller und origineller Ideen. Ein bisweilen sehr mäandrierender roter Faden aus engen Tonschritten, umgeben von Akkordballungen, durchzieht den ersten Satz, dunkle Klangfarben symbolisieren die auf Erlösung hoffende Menschheit ("Advent").

Traumverloren malt Widor die "Verkündigung". Eine lebendige Fuge zeichnet die "Vorfreude", und Variationen über "Puer natus est" schließen die Weihnachtsgeschichte ab.

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