GA Krimi-Kolumne: Der Tatort aus Münster Zwei Endgegner zugleich

Bonn · Den Sonntagabend hätte man deutlich sinnvoller verbringen können als mit Thiel und Boerne in dem neuen Münster-„Tatort“. Der tut vor allem eins: Altes immer wieder aufwärmen. Bis die Luft raus ist. Dabei können es die Münsteraner eigentlich noch. Eigentlich.

Boerne (links, Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) in einer Szene aus „Tatort - MagicMom“.

Boerne (links, Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) in einer Szene aus „Tatort - MagicMom“.

Foto: dpa/Thomas Kost

Die Blödelpolizei ermittelt wieder. Diesmal gegen gleich zwei Endgegner: gendergerechte Sprache und soziale Medien. Kann’s schlimmer kommen für zwei Kommissare, die seit mehr als 20 Jahren ihren Humor kaum verändert, geschweige denn weiterentwickelt haben?

Da knallen zwei Welten aufeinander. Und wenn eigentlich das Aufeinanderprallen zweier Gegensätze perfekter Stoff für gute Geschichten wäre. Nicht so in Münster. Da will der Funke schon seit Langem nicht zünden. Kein Wunder, wenn der Treibstoff fehlt, hilft nix.

Nervtötender Chauvinist

Der Münsteraner Sonntagskrimi ist im Grunde eine Zusammenfassung all der Argumente, die „Tatort“-Abtrünnige anführen. Fälle laufen so nebenher, Boerne (Jan Josef Liefers) ist höchstens noch ein nervtötender Chauvinist, obwohl er irgendwann zwischendurch einmal ein paar Fünkchen Sympathie versprüht hat. Die hat er mittlerweile wohl vollends ins Handschuhfach seines Oldtimers gepackt. Und selbst das, seine Liebe zu alten, schicken Autos, ist höchstens eine Kopie der Kollegen aus Köln. Seien wir ehrlich: Freddy fährt so einen Flitzer deutlich cooler durch die Gegend.

Es ist fast unnötig, über das, was sonst noch so war, zu philosophieren. Influencer-Szene mit Mega-Mamis, die der Welt zeigen wollen, wie toll sie sind. Das alles wirkt so gekünstelt wie die Zwischenleger, in denen Boerne in Instagram- oder Tiktok-Optik sein Wissen zum Besten gibt. Der ganze Krimi war ein Vehikel für die Zoten der beiden Kommissare (Buch: Regine Bielefeldt, Regie: Michaela Kezele), und wenn die Zoten nicht ziehen, dann ist der Sonntagabend verloren. Einziger kleiner Lichtblick: die geteilte Eiscreme, in der Thiel (Axel Prahl) und Boerne versonnen übers Wasser blicken.

Es ging mal besser

Vielleicht denken sie darüber nach, ihre Auftritte am Sonntagabend zur Primetime wieder ein bisschen spannender zu gestalten. So wie bei Limbus, wo sich die beiden in einer Art Zwischenwelt getroffen haben, während Boerne vermeintlich kurz davor war, das Zeitliche zu segnen. Sternstunden aus Münster. Die sind aber selten. Und auch schon lange her.

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