Interview mit Bonner Versicherungsmakler Ein Notfallplan fürs Unternehmer

BONN · Stirbt der Chef, stirbt auch sein Unternehmen. Das kann bei kleineren und mittleren Firmen passieren, muss aber nicht, weiß der Bonner Versicherungsmakler und Autor Hans Walter Schäfer. In seinem neuen Buch "Unfall/Koma/Tod - Nebenwirkung Pleite." gibt er eine Anleitung, was für den Ernstfall vorzubereiten ist.

 Im Interview: Hans Walter Schäfer.

Im Interview: Hans Walter Schäfer.

Foto: Privat

Im Interview mit Nadine Klees gibt er vor seiner Buchvorstellung am Dienstagabend um 18 Uhr im Golfclub Clostermanns Hof in Niederkassel einen Einblick in die Thematik.

In Ihrem Buch geht es darum, was zu tun ist, wenn der Firmenchef plötzlich aufgrund eines Unfalls, zum Beispiel, ausfällt. Betrifft das Thema nicht eher eine Minderheit?
Hans Walter Schäfer: Nein, im Gegenteil. Wissenschaftler sagen, dass in den nächsten fünf Jahren 15 000 Unternehmensnachfolger gesucht werden aufgrund von Unfall oder Krankheit.

Wie sieht es in der Realität aus? Wie viele Unternehmer sorgen vor?
Schäfer: Weniger als ein Drittel der mittelständischen Unternehmern in Deutschland haben für entsprechende Fälle Vorkehrungen getroffen. Über 70 Prozent dagegen wären von einer solchen Situation völlig überrascht. Für mich war das einschneidende Erlebnis in meiner eigenen Familie. Der Onkel meiner Frau ging in den Keller, rutschte aus und lag mehrere Wochen im Koma. Seine Frau hatte keine Vollmacht. Sie bekam auf der Bank keinen Cent. Nur verheiratet sein, reicht nicht aus. Das war zwar im privaten Bereich. Aber dann fragte mich meine Frau: "Wie ist das denn bei uns? Wenn dir mal was passiert, was muss ich dann machen?" Dann habe ich mir Gedanken gemacht und einen Notfallordner entworfen. Nach drei Monaten waren 90 Prozent fertig.

Nach drei Monaten? Das ist aber ein dicker Ordner?
Schäfer: Am Anfang wusste ich überhaupt nicht, was ich überhaupt brauche. Wir waren wegen einer Vorsorgevollmacht beim Anwalt. Aber das ist ja längst nicht alles. Außerdem erzählen alle, was man tun muss, aber nicht wie. Was ist zum Beispiel mit den ganzen Passwörtern? Die wird meine Frau brauchen, um sich im Notfall um das Unternehmen zu kümmern. Da stellt sich die Frage, wo bewahrt man die am besten auf? Auf dem Computer? Der kann gehackt werden oder sich einen Virus einfangen. Als Schriftdokument im Büro? Bei einem Brandfall ist alles weg. Also, dachte ich mir: Eine handschriftliche Version bei einer Vertrauensperson zu hinterlegen - das ist perfekt. Der Nachteil: Immer, wenn ich Passwörter, Pinnummern oder sonstiges aktualisiere, muss an diesem Ort auch eine neue Version abgelegt werden. Nach sechs Wochen hatte ich die Nase voll.

Und dann?
Schäfer:
Mir fiel die perfekte Lösung ein: ein passwortgeschützter USB-Stick, in doppelter Anfertigung. Einer im Büro deponiert, einer zu Hause.

Was gehört noch alles zur Vorsorge für den Ernstfall?
Schäfer: Jeder Unternehmer ist auch ein Privatmann. Daher habe ich mich für sechs Bereiche auf meinem Notfallplan entschieden: Notfallordner, Aktionsplan, Vollmacht, Testament, Patientenverfügung und Passwörter. Der Notfallordner ist die Zentralstelle mit allen wichtigen Informationen. Der Aktionsplan beinhaltet das Vorgehen am Tag X. Denn alle Vollmachten nutzen nichts, wenn die Vertrauensperson nicht weiß, was sie jetzt in welcher Frist tun muss.

Wie lange haben Sie selbst gebraucht, um das alles vorzubereiten und wie lange brauchen die, die künftig Ihr Buch lesen?
Schäfer: Bei mir hat es sechs Monate gedauert. Dann war alles geregelt. Natürlich geht das mit meiner Anleitung schneller. Allerdings kommt es natürlich auf Aufwand und Größe des Unternehmens an. Meine Buch richtet sich an den Mittelstand. Ich schätze zwischen zwei bis vier Wochen, wenn es um den Normalverbraucher geht. Wenn es aufwendiger wird, vielleicht zwei bis drei Monate.

Zur PersonDer Bonner Versicherungsmakler Hans Walter Schäfer ist Inhaber des Unternehmens Schäfer Handel und Consulting in Niederkassel. Er ist ist spezialisiert auf Auslandskrankenversicherungen. " Nebenwirkung Pleite" ist bereits sein drittes Buch. Es erschien in Zusammenarbeit mit dem Bonner Steuerberater Harald Braschoß und Rechtsanwältin Katharina Winand. Seit einigen Jahren berät und coacht Schäfer sowohl Unternehmer als auch Existenzgründer.

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