Ahrathon am Sonnenberg Marathon bei über 30 Grad

Bad Neuenahr · Rund 1 000 Läufer bei der Neuauflage des „Arathon“-Laufs. Mit dabei: sportliche Glanzleistungen und verrückte Kostüme

 Auch eine Gruppe aus Düsseldorf nimmt am Erlebnismarathon „Ahrathon“ teil.

Auch eine Gruppe aus Düsseldorf nimmt am Erlebnismarathon „Ahrathon“ teil.

Foto: Martin Gausmann

Für einen schweißtreibenden Marathonlauf oder einen Halbmarathon war es mit hochsommerlichen 35 Grad eigentlich zu heiß, dennoch ließen sich gut 1000 Läufer aller Altersgruppen nicht davon abhalten, nach drei Jahren coronabedingter Pause endlich wieder am „Ahrathon“ teilzunehmen. 1400 Läufer hatten sich zwar angemeldet, doch einige zogen es letztlich vor, den Tag im Schatten zu verbringen und nicht unter der mediterranen Ahrtalsonne. Diejenigen allerdings, die sich für eine Teilnahme entschieden hatten, erlebten eine stimmungsvolle Veranstaltung mit jeder Menge guter Laune, sportlichen Glanzleistungen und verrückten Kostümen.

Tanja Baygeldi aus der Nähe von Düsseldorf wäre zwar gerne mitgelaufen, doch leider hinderte sie eine kurz zuvor erlittene Verletzung am Start. Sie war mit einer Gruppe von sechs Läufern zum Ahrathon gekommen und machte das beste aus der Situation, indem sie 100 Meter vor dem Ziel die Läufer noch einmal mit bunten Bändern anfeuerte. „Ich komme jedes Jahr und will nicht nur meine Freunde anfeuern, sondern alle Laufverrückten, die bei diesem Wetter auf der Strecke sind“, schmunzelt sie. „Nächstes Jahr laufe ich hoffentlich wieder mit.“

Sie findet die Veranstaltung, die diesmal Start und Ziel oberhalb des Weinguts Sonnenberg in Bad Neuenahr hatte, „total super, richtig schön“ und sieht den Ahrathon auch als einen Schritt zurück in die Normalität angesichts der Situation nach der Flutkatastrophe. Vor dem Start ist die Läufergruppe gemeinsam die Ahr entlanggefahren und hat sich die Lage vor Ort selbst angeschaut, die sie bislang nur aus den Medien kannten. „Das hat uns schon sehr betroffen gemacht, wie es nach fast einem Jahr immer noch aussieht“, gibt sie zu, und sieht die Teilnahme absolut nicht als „Sensationstourismus“, sondern als Beitrag dazu, die Menschen vor Ort, die Gastronomie, die Hotellerie und die Winzer zu unterstützen. „Und die sind um jeden Gast froh“, wusste sie.

Viele Läufer nehmen in Kostümen am Sportevent teil

Nach ihrem Halbmarathon mussten sich Silke Mirbach und Nadine Schwarz aus Düren in sehenswerten Kostümen als Eisprinzessin und Drache erst mal mit einem alkoholfreien Pils aus der Flasche stärken. Sie hatten sich nach ihrer ersten Teilnahme 2019 schon für den Ahrathon 2020 angemeldet, der aber ebenso wie der Lauf im vergangenen Jahr coronabedingt ausgefallen war. „Jetzt durften wir endlich loslaufen“, lachen sie. Dafür trainieren sie regelmäßig einmal pro Woche, wenn auch über kürzere Strecken. „Ankommen war das Ziel“, hatten sie sich angesichts der drückenden Hitze keine zu ambitionierte Zielvorgabe gesteckt.

„Pippi Langstrumpf trifft Captain America“ hieß es bei einer kleinen Läufergruppe von der Karnevalsgesellschaft „Für uns Pänz“ aus Bergisch Gladbach, die sich mit roten Zöpfen und gelben Umhängen wie die bärenstarke Romanheldin aus der Feder von Astrid Lindgren ausstaffiert hatten. Achim Kraus fand es nicht weiter tragisch, dass die Veranstalter auf einige Sponsoren verzichten mussten und so die Veranstaltung etwas kleiner als vor der Flut ausfiel. „Das hat der Sache überhaupt keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil“, lobte er das Organisationsteam um Marc Linden und Michaela Wolff vom Weingut Sonnenberg. Für viele Teilnehmer sei der Ahrathon ohnehin eher ein Genuss- und Gaudi-Event, bei dem weniger die gelaufene Zeit im Ziel stehe als die gelungene Mischung aus Gesundheit, Sport, Gastlichkeit und Feiern.

Gruppe aus Erftstadt läuft im Rettungsschwimmer-Kostüm

Eine wahre Augenweide waren die 15 „Baywatch-Rettungsschwimmer“ aus der Gruppe der „Sonntagsläufer“ aus Erftstadt, die in ihrem Gefährt, das einem Viererbob aus dem Wintersport nicht unähnlich sah, auch noch den anderthalb Jahre alten Marlon mit ins Ziel brachten – der jüngste Teilnehmer hatte allerdings den größten Teil der Laufzeit selig schlafed unterm Sonnendach verbracht.

„Seit heute weiß ich dann auch, wie sich eine Grillwurst fühlen muss“, schmunzelte Ilona Schaffrath aus Euskirchen angesichts der 420 Höhenmeter, die sie bei gefühlten 40 Grad bewältigt hatte. Völlig erschöpft waren auch Fabian Langwald aus Bad Bodendorf und Gerhard Schug aus Bad Ems, die sich nach ihrem Lauf von den Physiotherapeutinnen der Physiotherapie aus Bad Neuenahr so richtig durchkneten ließen. „Wir machen die Läufer wieder fit“, versprach Physiotherapeutin Finnja Brendebach, die ebenso wie ihre Kolleginnen Teil eines „Regeneration-Trails“ war. Zu der gehörte auch die Eisdiele „Cortina“ mit einem „Ahrathon-Eisshake“ sowie die Kältekammer „minus85°“, in der alle Muskeln zusätzlich mit Kälte und Massage regeneriert wurden.

 Einlauf in die Zielgerade beim Kostümlauf.

Einlauf in die Zielgerade beim Kostümlauf.

Foto: Martin Gausmann
 Ein Team wärmt die Muskeln für den Lauf auf.

Ein Team wärmt die Muskeln für den Lauf auf.

Foto: Martin Gausmann

Entlang der Strecke sorgten derweil mehr als 100 ehrenamtliche Helfer vom TV06 Bad Neuenahr, dem Kinderschutzbund Ahrweiler, der Karnevalsgesellschaft „Blau Weiß Neuenahrer Schinnebröder“ und der „Vortour der Hoffnung“ für einen reibungslosen Ablauf, wofür es jeweils eine Spende in die Vereinskasse gab. „Ohne das Engagement der Vereine wäre der Ahrathon nicht durchführbar“, weiß Veranstalter Marc Linden.

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